Seiten

Donnerstag, 9. Juni 2011

History Blog #7

Die Reihe "History Blog" besteht aus Kopien aus meinem eigentlichen und aktuellen Blog, in dem ich alles raus lasse. Die Blogs, die von dort hier herüber wandern, drehen sich ausschließlich im weitesten Sinne um das Studium und sollen einen Einblick auf mein Leben bis zum Studienabschluss an der Hochschule Darmstadt vermitteln.

Bis ich die Gegenwart erreiche wird hier täglich ein History Blogs neu veröffentlicht.


Erstveröffentlichung: Donnerstag, 21. August 2008 - 18:35



Ursprünglicher Blogtitel: "Angekommen



Ich komme daheim an, meine Mutter liegt schlafend auf dem Sofa und so beginne ich nicht mit meiner Rückankunftsmeldung sondern mit dem Ausräumen meiner Tasche, nachdem ich den "Schrecken" bei einem Blick in mein Zimmer überwunden habe.

Meine Mama war so lieb und hat mir Umzugskartons besorgt und unübersehbar an einer der wenigen freien Stellen meines recht beengten Zimmers platziert.

Ferner stapelt sich auf mehreren Stellen des Sofas und meinem Bett so einiges an Bügelwäsche und vor meinem Bett steht eine kleine Wanne mit Handtüchern in verschieden großen Ausführungen, die nicht für die Nutzung hier gedacht sind sondern zum Verpacken in Kisten um in meinem neuen Reich meiner Nutzung zu unterliegen.



Auf den beiden Kisten mit CDs, Zeitschriften und Nintendo Spielen, die ich vor einiger Zeit bereits packte steht nun eine weitere Kiste mit allem Möglichen, was sich an Küchenutensilien im Laufe der Jahre einmal "angestaut" hat für meinen eigenen Hausstand.



Ein seltsames Gefühl.

Es wurde immer mal hier und da was an die Seite gelegt und eine Kiste und ein Kästchen mit einem dementsprechenden Vermerk versehen, jetzt wo es allerdings langsam in die Richtung geht scheint es doch sowohl für mich als auch für diese liebevolle und alternde Frau sehr unwirklich zu sein.

Auf dem Schreibtisch erwartet mich etwas Post von der Krankenkasse und der Hochschule, die einen wollen nur eine Unterschrift, die anderen schicken mir Immatrikulationsbescheinigungen und allerlei solches Zeug, was mir künftig so manche Kosten ersparen soll.

Hinter meiner Stirn tobt dennoch ein Kampf, die Frage nachdem "wo beginnen" wechselt sich ab mit dem "wie schaffen", doch ich wische das alles beinahe weg und beschäftige mich anderweitig.

Beinahe.

So wie sonst klappt das leider nicht, vielleicht ist es auch ganz gut. Endlich etwas, was nicht so einfach und unterbewusst zur Seite zu wischen ist.

Ich verstaue die Wäsche im Schrank und beantworte den Brief, Stelle die Kartons an die Seite und habe die Tasche fertig ausgeräumt. Vor alldem habe ich mein auf mich wartendes Essen verdrückt und empfinde nun beim Anblick der kommenden Zeit das einzig Normale:

Müdigkeit.

Mittlerweile ist meine Mutter allerdings erwacht und bei einer Schachtel Toffifee erstatte ich Bericht wie es mir so ergangen ist.

Im Allgemeinen muss ich dabei aber eher lustlos gewirkt haben, im Augenblick fühle ich mich auch so. Nicht lustlos im Sinne als wolle ich aufgeben, eher nicht zu wissen wo der Anfang zu finden sein wird.

Die morgen anstehende Hochzeit meines Bruders ist natürlich auch Stoff in diesem Gespräch.

Die Stimmung in der morgen vereinigten Jungfamilie ist sowieso recht getrübt, da es - wie immer - bereits viel Theater und Stress und derbe Zankereien im Elternhaus der Braut gibt.

So werden es morgen anstatt 200 Gästern nur knapp 20 Gäste sein.

Die Gesellschaft wird sich allerdings auch sehr früh wieder zerstreuen, die Paten der Braut werden am selben Abend noch die Heimreise antreten, da ihre Kinder aus dem Urlaub kommen. Ein sehr fahriger Grund, wie ich finde. Ein weiteres Gästepaar wird ebenso am gleichen Abend noch mehrere hundert Kilometer heim fahren und also auch dementsprechend früh das Weite suchen.

Die Stimmung im Elternhaus dort ist beispielsweise so gut, dass das Brautpaar heute nicht dort wie geplant übernachten wird sondern in ein Hotel zieht.

Ein guter Start in eine Ehe.

Die Unterhaltung findet langsam ihr Ende und es beginnen Scherze durch den Raum zu segeln, als sich mein kleiner Burder dazu gesellt.

"Wenn man bei dem Wort Mama vier Buchstaben ändert bekommt man Bier..."

Ich gehe ins Zimmer, schließe die Tür wie gewohnt und scheinbar just in diesem Augenblick nimmt mich wieder so manches ein, was ich halbwegs annehmbar verdrängt hatte.

Wo beginnen?

Ich habe vom Feld mit meiner Komplizin einen Maiskolben stiebitzt, den ich meiner Maus nun ans Herz gelegt habe. Ich schaue ihr zu, wie sie unter ihrer Kokosnuss hervorkriecht und anfängt daran zu schnuppern und zu rupfen.

Direkt neben dem Terrarium stehen die Umzugskartons und diverses dazugehöriges Gedöhns, aber es verschwindet aus meinem Sichtfeld und ich sehe nur noch dieses kleine Wesen am Maiskolben zergeln.

Mit den Kartons verschwinden aus meinem Kopf auch vermeintliche Sorgen oder Unsicherheiten und ich schaue nur noch dieses Neugierige kleine Wesen an, süß wie es ist und sich mit dem Mais beschäftigt.

Maus müsste man sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen