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Dienstag, 12. Juni 2012

Verformungen mit Kriechen und Schwinden

Meine Tochter hat Milchreis auf dem Kopf... Auf die Frage an Mama, wo der herkäme, wurde ich darüber belehrt, dass genau unterhalb der verklebten Haare die Fontanelle säße. Den Bezug zwischen Frage und Antwort konnte ich nicht herleiten ;)

Die gestrige Klausur war interessant. Das Lernen im Vorfeld gestaltete sich äußerst schwierig und sogar die "Streber" (bzw. die später Besserverdienenden unter uns) behaupteten bis zu Klausurbeginn, keinen Plan zu haben, was er überhaupt von uns wolle. Also die besten Voraussetzungen.

Meine 1,5 Lerntage, die ich vor einigen Tagen ausrechnete, traten auch so ein. Donnerstag halb, Sonntag halb, Montag halb (+Montagnacht halb). In dieser Zeit beschäftigte ich mich mit den über meinem Kopf fliegenden Fragezeichen. Ich sollte ein Mobilé für Zelda daraus bauen, sie haben alle unterschiedliche Farben.

Nachdem ich am Donnerstag nichts wirklich Gutes auf die Reihe brachte motivierte mich eine Mail von Felix, mich mit Excel zu befassen. Kurze Erläuterung: Beton "kriecht", verformt sich also im Lauf von mehreren Jahren/Jahrzehnten weiter, weil der Zementstein von Relaxation betroffen ist. Außerdem "schwindet" Beton ebenfalls, er zieht sich also im Laufe von vielen Jahren zusammen, weil gebundenes Wasser austrocknet und, äh, wegen sonstiger chemischer Zusammenhänge (man unterscheidet tatsächlich "Trocknungs-" und "chemisches Schwinden"). Die Werte, mit denen man das berechnet, sind empirisch ermittelt und so wirklich weiß trotzdem niemand, was da passiert und man sollte eher von "Vermutungen" als von "rechnerischen Nachweisen" sprechen. Die Formelapparate in den Normen sind eher für Software als für den Handgebrauch ausgelegt.

Felix hatte nun also eine Tabelle für den Kriechbeiwert und das Schwindmaß gebastelt. Super Sache, lief einwandfrei. Da mir dies nun also abgenommen wurde habe ich mich mit anderen Dingen beschäftigt. Aufgrund völliger Planlosigkeit habe ich mich damit befasst, die Übungen zu Spannungen und Verformungen unter Kriechen und Schwinden in Excel zu hacken. Das hat mich meine kompletten Lerntage (+ Addon Montagnacht) gekostet - und den Unmut meiner Gemahlin hervorgerufen. In den Übungen kam so ziemlich alles relevante vor, daher wollte ich sie mir quasi als "Formblatt" aufsetzen. Dazu hab ich natürlich keine Mühen gescheut.

Um es in der Klausur dann aber auch "schnell und übersichtlich" nutzen, also ggf. abschreiben zu können musste ich die Zahlenwerte, die in den Formeln genutzt werden, also irgendwie sichtbar machen.

Ein Beispiel: angezeigt werden soll die Formel
mit Zahlenwerten. Der in der Zelle dazu eingefügte Text sah dann so aus:
="σc2 = -"&RUNDEN(B2;3)&" / (("&Querschnittswerte!B5&" * ("&Querschnittswerte!D21&" - "&Querschnittswerte!G6&"))² * ("&RUNDEN('Steifigkeiten ZII'!H2;3)&" / 2 * (1 - "&RUNDEN('Steifigkeiten ZII'!H2;3)&" / 3) + "&RUNDEN(Querschnittswerte!D33;3)&" * "&RUNDEN(Querschnittswerte!H25;5)&" * (1 - "&Querschnittswerte!G11&" / ("&Querschnittswerte!D21&" - "&Querschnittswerte!G11&")) * (1 - "&Querschnittswerte!G11&" / ("&Querschnittswerte!D21&" - "&Querschnittswerte!G11&") * 1 / "&RUNDEN('Steifigkeiten ZII'!H2;3)&"))) * 1000 ="

Die sichtbare Formel war auch nicht gerade übersichtlich, aber ausreichend um abgeschrieben zu werden:
σc2 = -53,288 / ((100 * (26 - 4))² * (0,225 / 2 * (1 - 0,225 / 3) + 6,452 * 0,00114 * (1 - 4 / (26 - 4)) * (1 - 4 / (26 - 4) * 1 / 0,225))) * 1000 =

Bevor ich hier noch weiter ins Detail gehe sei gesagt, dass meine Arbeitsmappe 8 Tabellenblätter hatte, was den ganzen Aufwand wohl halbwegs erklärt. Alles, was sie nicht konnte, waren die Grundvoraussetzungen der Technischen Mechanik und der Statik - aber irgendwas sollte ich ja auch sselbst hinbekommen wollen in der Klausur.

So gewappnet wagte ich es, mich in die Klausur zu hocken. Tiefenentspannt, denn ohne Ahnung braucht man auch nicht aufgeregt sein. Simon seinerseits war noch erheblich weniger von Ahnung gesegnet als ich, was mich ja (so leid es mir tut) noch einmal erheblich ruhiger werden ließ.

Die Übungen waren Kragarme (eine Fahnenstange an einer Hauswand ist ein Kragarm) und Einfeldträger (ein Tisch ist ein Einfeldträger). Was nun also drankommen musste, war ein Einfeldträger mit Kragarm - und ich behielt recht. Glücklicherweise war der Rudi so gnädig, eine tatsächlich leicht zu erfassende Belastung zu wählen.

Und so gings ans Werk. Und um genau zu sein habe ich mich 85 % der Klausurzeit ausschließlich mit abschreiben aus der Tabelle beschäftigt, weil alles berücksichtigt wurde. Und der Lerneffekt, was ich da tue, stellte sich sogar auch dabei ein, was mich echt mal beruhigt. Die restlichen 15 % war besagte TM und Statik gefragt.

Die Klausur war zu umfangreich. Mal wieder. Das gestand sogar der Prof ein. "Naja, sie sehen bei mir die Mathcad-Lösung umfasst nur 3 Seiten, aber von Hand hab ich es nicht gerechnet. Darum hab ich den Umfang deutlich unterschätzt." Pflaume! Am Schluss sollten die Ergebnisse noch mit WinCADES überprüft und interpretiert werden. Aber so weit kam niemand mehr.

Immerhin bin ich wenigstens bis zum letzten Aufgabenpunkt vorgedrungen. Und da ich hauptsächlich abgeschrieben habe, wird wohl kaum jemand mehr gemacht haben.

Von wegen "diese Woche mach ich nichts mehr"... In drei Wochen ist die nächste Klausur, vorher will er 5 Hausübungen von uns sehen, und danach gehts natürlich auch noch munter weiter.

Und jetzt will Töchterchen bespaßt werden und ich müsste eigentlich schon vor 15 Minuten unter der Dusche gestanden haben.

Aber man kann ja nicht alles haben.

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