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Montag, 12. Mai 2014

Gerüstbau live

Ich glaube nicht, dass man in der Fachschaft mit dem unten gezeigten Objekt ernsthafte Ziele verfolgt, allerdings konnte ich mich nicht gegen den Gedanken wehren, dass bei einigen Chaoten hier in den Vorlesungen sicherlich so etwas auch herauskommen könnte, wenn sie den Gerüstbau auf einer Baustelle übernehmen würden...


Freitag, 2. Mai 2014

Der ganz normale Verkehrswahnsinn

Trotz diverser Mobilitäts-Zentren und -Einrichtungen sowie einem meiner Meinung nach gut ausgestatteten Lehrstuhl an der Hochschule für Verkehrswesen, an dem auch viele halbwegs namhafte Professoren dieser Fachrichtung tätig sind, ist der Verkehr im Raum Darmstadt-Dieburg meines erachtens nach grauenhaft geregelt und die Kritzeleien auf der Straße haben wenig mit einer "Verkehrsführung" als einem Autoscooter gemeinsam.

Das mag jetzt nicht sonderlich objektiv klingen. Der Fachmann spricht hier von "natürlich gewachsen", der Erstbesucher wird sich an den Kopf fassen, bei Erreichen des Ziels um 90 Jahre gealtert sein und sich gleich einen 10er-Pack neue Stoßdämpfer kaufen.

Wie dem auch sei, man nenne es "zu hoch gelobten Heimatstolz", aber liebe Darmstädter: auch Hannover wurde im 2. Weltkrieg in Grund und Boden geschossen und so sehr zerbombt, dass man bei weniger als 0 wieder anfangen musste. Und dort hat man es, meiner bescheidenen Meinung nach, besser hinbekommen...

Aber sei es drum, es geht nicht direkt um Darmstadt, sondern einfach um den "Freestyle", der überall betrieben wird. Also zur Situation:

Ich wohne seit kurz vor Studienbeginn an den Pforten des Odenwalds in einem kleinen Dörfchen, das von der Außenwelt nicht so recht ernst genommen wird, die Busse nur stündlich verkehren und eine Direktverbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus der Innenstadt nur bis 19:00 Uhr verfügbar ist, danach muss man einen Ausritt zum Böllenballtor machen und kommt aber auch dort wenigstens bis 24:00 Uhr stündlich hier her.

Bei so einer mäßigen Anbindung an die öffentliche Infrastruktur ist natürlich ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf den Straßen die Folge (denn zum Nutzungsorientierten Fahrradfahren ist diese Region auch nicht geeignet, es sei denn, man hat Oberschenkel wie Hulk Hogan und eine Dusche am Arbeitsplatz), denn auch die noch weiter am Odenwald liegenden Ortschaften wollen ja irgendwann aus ihrem Fuchsbau mal in die Zivilisation gelangen - doch dorthin fährt dann nur alle ZWEI Stunden ein Bus...

Nun sind Ortsdurchfahrten ja nicht immer so einladend breit, dass eine 747 dort landen könnte. Noch dazu sind im Zuge der STraßenplanung die Bürgersteige auf der Durchgangsstraße hier so schmal geworden (und die Häuser auch nicht immer parallel zur Straße ausgerichtet), dass man gern von "variablen Breiten" zwischen 2,0 und 0,3 Meter sprechen darf. All das resultierte zur Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h auf der Hauptstraße.

Nun war es immer abenteuerlich, in den Hauptverkehrszeiten durch den Ort zu kommen, denn was der Darmstädter (denn ich ließ mir sagen, eine Verallgemeinerung auf den Hessen an sich sei nicht gerechtfertigt, da man andernorts nicht so selbstgerecht führe wie hier) gar nicht mag, sind Vorfahrtsregeln, vorausschauendes Fahren, kameradschaftliches Verhalten im Straßenverkehr und noch alle anderen Dinge, die man in der Fahrschule als unerlässlich gepredigt bekommen hat und die das Leben um 20 Jahre verlängern.

Anwohner müssen irgendwo parken. Das ist schlichtweg so.

Zu jedem Haus muss es mindestens einen Stellplatz geben, in irgendeiner Art und Weise, ob der nun in Form einer Garage auf dem Grundstück ist oder auf der Straße, sei da mal egal. Wenn es ein Mehrparteienhaus ist, sollte es natürlich auch noch mehr Stellplätze geben, aber man sehe mir bitte nach, dass ich wegen völligem Desinteresse am Verkehrswesen (außer Lichtsignalanlagen, das war irgendwie cool, da konnte man was rechnen...) die Regelungen nicht mehr weiß sondern eventuell nur wüsste, in welchem Ordner ich nachschlagen müsste.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass an der Hauptstraße ständig irgendwo geparkt wurde und besonders in einem Teil der Strecke vermehrt auf einer Straßenseite wegen Grundstücksausfahrten auf der anderen Seite. Die StVO sagt, dass derjenige, auf dessen Fahrbahnseite sich das Hindernis befindet, warten muss, bis der Gegenverkehr vorbei gefahren ist. Ärgerlicherweise ist es lästig, wenn auf 200 Metern Autos stehen, und gerade wenn das eine Auto im Gegenverkehr fast vorbei ist kommt das nächste und man hat wieder zu warten.

Und so erhitzen sich die Gemüter und wer die Strecke öfter fährt, tut das so, wie es ihm gerade passt, mal mit Vollgas, mal die Vorfahrt nehmend, mal in jede noch so kleine Niesche zwängend, mal über den Bürgersteig, hupend, schimpfend, gestikulierend und so weiter. Nun habe ich ja gelernt, kameradschaftlich zu sein, winkte gelegentlich Leute vor, da ich sah sie standen schon länger dort, aber auch Dank durch ein simples Hand- oder Lichtzeichen zu erwarten war in vielen Fällen zu viel der Hoffnung gesetzt.

So ging es tagein und tagaus, Woche für Woche, die Wochen reihten sich zu Monaten und die wiederum zu Jahren, bis schließlich Äonen ein und aus gegangen waren...

Eines schönen Vormittags vor wenigen Wochen jedoch standen Warnhütchen und Verkehrsleitkegel an einigen Stellen der Straße, als ich das Töchterchen morgens zur Tagesmutter brachte. Zwischen diesen bewegten sich lustig gefärbte Männchen, die in offiziellem Auftrag die Straße beschmierten und diverse Kästchen dorthin kritzelten.

Parkflächen.

In den unmöglichsten Abständen und noch dazu nicht sonderlich großzügig, in keiner Richtung. Als ich so dort entlang fuhr fragte ich mich bereits, wie es wohl in voller Besetzung der Parkflächen aussähe, wenn die Feuerwehr im Einsatz schnell durch die viel zu engen Diagonalen zwischen den Flächen eiern müsste.

Und damit solls das natürlich noch nicht gewesen sein, denn auch, wenn man hier die Flächen großzügig in beiden Fahrtrichtungen verteilt hatte um zu sichern, dass auch wirklich beide Fahrtrichtungen mal benachteiligt und vorfahrtstechnisch untergeordnet sind, so hatte man wohl vergessen mit einzukalkulieren, dass man ja auch irgendwo die Warteposition einnehmen müsste - was aber wiederum die "Durchfahrt" versperrte und der Gegenverkehr genauso wenig voran käme.

Gar nicht auszudenken was passieren würde, wenn nun auch mal mehr als ein einziges Auto in beiden Richtungen unterwegs wäre (was fast grundsätzlich der Fall ist, das Verkehrsaufkommen ist hier zu Stoßzeiten gar nicht mal so gering).

Erwähnte ich den kleinen Industrieteil des Dorfes, zu dem regelmäßig auch mal 20 bis 40 tonniger Schwerlastverkehr unterwegs ist?

Auf der Rückfahrt am Nachmittag standen schon ganz Anwohnerkolonnen auf den Straßen (hauptsächlich älterer Dienstjahrgänge), wild gestikulierend und sich offensichtlich aufregend und ich beobachtete mit viel Schadenfreude, wie nur wenige Tage später morgens erneut orangefarben gewandete Meinzelmännchen dazu verdonnert waren, einige der ungewöhnlich hellen Fahrbahnmarkierungen (die vermutlich auch viel Geld gekostet haben) mit gelben Temporärstreifen (wie man sie aus Baustellen kennt) und Lötlampen wieder auszukreuzen.









Die Situation wurde besser, aber noch immer gleicht diese Straße nun einem Schützengraben und es gewinnt im Endeffekt der mit dem dicksten Pelz, sobald mehr als ein Auto unterwegs ist.

Nun ist das Kapitel für mich schon weitestgehend abgeschlossen gewesen, denn es betrifft mich nur mäßig und nach einigen Jahren dem südhessischen Verkehrswesen ausgeliefert zu sein bin ich immer froher, wenn ich die Wohnungstür hinter mir schließen kann. Doch die Anwohner dort scheinen sich nicht damit abgefunden zu haben und so erreichte uns vor einigen Tagen ein Postwurfzettel, mit dem wir dann auch unsere Solidarität bekundeten.



Mein Vorschlag dazu war, das Studentische Projektbüro Verkehrswesen der Hochschule mal anzuschreiben. Vielleicht gibt es dort ja gute Ideen und einige Studenten haben Lust auf eine Projektarbeit.