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Samstag, 24. September 2011

History Blog #103

Die Reihe "History Blog" besteht aus Kopien aus meinem eigentlichen und aktuellen Blog, in dem ich alles raus lasse. Die Blogs, die von dort hier herüber wandern, drehen sich ausschließlich im weitesten Sinne um das Studium und sollen einen Einblick auf mein Leben bis zum Studienabschluss an der Hochschule Darmstadt vermitteln.

Bis ich die Gegenwart erreiche wird hier täglich ein History Blogs neu veröffentlicht.



Erstveröffentlichung: Donnerstag, 25. März 2010 - 14:34


Ursprünglicher Blogtitel: "Zwei hin, eins im Sinn." 



Wenn ich nicht so ein überaus verträglicher Zeitgenosse wäre würde ich jetzt fluchen und toben, Zeter und Mordio schreiend durch die Straßen rennen und den Mond anheulen.

Ich möchte es mal "ernüchternd" nennen, was die Klausur so mit sich brachte. Und wie man anhand des Blogtitels vermuten kann gehe nicht nicht unbedingt davon aus, dass dieser Versuch mich ans Ziel gebracht hat.

Die Klausur war unverhältnismäßig schwerer als die aus dem Februar. Um genau zu sein war die Februarklausur ein Geschenk, dagegen diese hier Folter. Und ich bin nicht der Einzige, der so denkt. Ich habe sogar um genau zu sein niemanden getroffen, der mit der Klausur auch nur annähernd zufrieden war.

Auch hier wieder das kürzlich angesprochene Problem: man kennt aus den Vorlesungen nur die Paradebeispiele. Alles ohne Ecken und Kanten, die Grundlagen einfach. Darum rechnet man ja zur Klausurvorbereitung die alten Klausuren durch um mal alle möglichen Dinge gesehen zu haben, die auf einen zukommen können. In Geotechnik heißt das, dass uns Klausuren bis 1994 zur Verfügung stehen, aus denen wir uns die Aufgaben rausnehmen können.

Klausur insgesamt: 60 Punkte.

Aufgabe 1 war heute der 10 Punkte Schenker. Ich habe die Punkte verschenkt. Dumm gelaufen. Anhand von gegebenen Werten sollte man eine Bodenprobe klassifizieren, also auswerten wie er einzustufen ist, wenn X % einen Durchmesser von Y mm haben, Z % einen Durchmesser von A und so weiter. Super simpel. Weniger übersichtlich ist die Klassifizierung nach DIN, dummerweise wollten sie den Boden dann auch noch nach drei verschiedenen DIN ausgewertet haben. Genau die Stelle an der ich gestern abend hängengeblieben bin hat mich heute wieder imStich gelassen. Da ich das aber schon nach 10 bis 20 Sekunden gemerkt hatte bin ich ohne Zeit zu verlieren gleich zur nächsten Aufgabe übergegangen.

In Aufgabe 2 stand eine Setzungsberechnung an. Super, die mag ich eigentlich und mit 25 Punkten gibts hier gut was zu holen. Das ist mal ein wenig was handfestes, was ich irgendwo nachvollziehen kann. Außerdem kann ich die auch...

Nicht. Das Lesen der Aufgabe hat mich schon so sehr verwirrt, dass ich fünf Minuten verloren habe. Dann war die Skizze komplett anders als in allen mir bekannten Beispielen. Zusätzlich noch Dinge gefragt, die ich nie gesehen habe. "Der Grundwasserspiegel unter dem vorhandenen Streifenfundament wird von -2,1 Meter auf -3,1 Meter abgesenkt. Berechnen Sie die Setzung." Öhm... Ich habe noch NIE eine Aufgabe in den Händen gehalten, in denen das Grundwasser beachtet werden musste. Wir haben so etwas in den Vorlesungen NIE gemacht. Und in der Klausur anfangen das Skript nach neuen Erkenntnissen zu wälzen ist doch recht Sinnfrei.

In Aufgabenteil 2.2 sollte man berechnen, wie weit sich der Boden nebenan hebt, wenn eine Baugrube mit 2,5 Meter Tiefe ausgehoben wird. Ja... Wir haben da in der Vorlesung mal drüber gesprochen, das stimmt. Aber da ich da nirgendwo ein Beispiel zu gefunden habe kann ich Ihnen das beim besten Willen nicht sagen, sie verranzter Pappschädel!

Aufgabe 2.3: Setzung eines Streifenfundaments in der Baugrube berechnen.

Sagen wir mal so: ich habe was gerechnet... Ein Streifenfundament zeichnet sich dadurch aus, dass es (wie der Name schon sagt) keine ganze Fundamentplatte ist, wie z.B. bei einem normalen Wohnhaus, sondern beispielsweise nur unter tragenden Wänden ein als Streifen gefertigt wird. Angegeben war eine Breite von einem Meter. Soweit so gut. Aber für die Berechnung brauche ich auch eine Länge...?! Im Endeffekt habe ich den Vermerk "Berechnet unter der Annahme a = b = 1m, erneute Berechnungen unter Angabe der wirklichen Länge a erforderlich" angefügt um wenigstens zu zeigen, dass ich weiß wie Setzung eigentlich funktioniert.

Aufgabe 3, 5 Punkte: Ein Strömungsnetz durch einen Damm malen und dann berechnen, wieviel Wasser den Damm durchströmt. Mein Ergebnis mit 5*10^(-6) m³/s unterscheidet sich zwar von allen anderen, aber vielleicht gibts ja doch noch irgendwo Teilpunkte.

Aufgabe 4, 15 Punkte: Berechnen Sie für die angegebene Bauwand einer Baugrube den aktiven sowie den passiven Erddruck. Gut, da ich das wirklich konnte sollten da doch so einige Punkte drin gewesen sein.
Geärgert habe ich mich nur darüber, dass dieses mal kein Grundbruchsicherheitsnachweis gefordert war (zur Erläuterung: das was beim Stadtarchiv Köln irgendwie nicht richtig gemacht wurde ;) ), denn da hätt ich mal wirklich was richtig gehabt.

Vorn und hinten stimmt irgendwas nicht in diesem Laden! Ein Kumpel sagte schon vor den Ferien immer, dass er dem Prof gern sagen würde, dass er durch seine Vorlesungen nicht ausreichend auf die Klausur vorbereitet gewesen ist. Aber jetzt fühle ich mich, als würde ich glatt mitkommen und das bestätigen.

Die Gesichter danach waren nicht schön anzusehen, aber durch die Bank weg. Einen der Herren, die immer sehr höflich und nett sind und grundsätzlich lächeln hätte ich beinahe nicht erkannt danach. Leichenblass mit unglaublichen Stresspusteln um die Augen. Kann auch sein, dass er geheult hat, aber das würde mein Gefühl nur noch bestärken.

Hier läuft wirklich was falsch!

Ich kenne genug Leute, die in den letzten drei Wochen nichts anderes als Geotechnik gelernt haben (wenn man mal von zwei Tagen Baubetrieb absieht). Und das weit intensiver als ich. Die sind morgens um 8 in der Hochschule aufgeschlagen und haben sich bis um vier durch den Rotz geprügelt. Und abends haben sie allein noch weiter gemacht. Die haben sich auch kein Wochenende gegönnt. Und das alles ist in 90 Minuten mal eben in den Wind geblasen worden, weil irgendein Prof meinte es uns richtig besorgen zu müssen?

Die werden schon merken, dass es ganz ganz bitter gelaufen ist. Und dann werden sie die Punkte wieder hin und her schieben, damit wenigstens 30 % bestehen. Wenn ich Glück habe bin ich dann auch dabei, ansonsten darf ich jetzt ein Jahr warten, bis ich die Klausur im dritten Versuch nochmal schreiben kann. Und wenn es dann nicht passt war es das deutschlandweit. Nix mit Bauingenieur, dafür aber Schulden beim Staat und ein paar Erst- bis Fünftsemesterscheine, die mir als Elektriker rein gar nichts bringen.

Ich fang schon an zu hoffen, dass mein Stundenplan im fünften Semester den Besuch der Vorlesungen in Geotechnik überhaupt zulässt. Dann aber bitte gleich zwei mal, bei jedem Prof einmal. Oder vielleicht stellen die mal endlich jemanden ein, der keine Vollnull ist sondern auch wirklich den Stoff vermitteln kann.

Saftladen.

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