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Montag, 6. Februar 2012

History Blog #204

Die Reihe "History Blog" besteht aus Kopien aus meinem eigentlichen und aktuellen Blog, in dem ich alles raus lasse. Die Blogs, die von dort hier herüber wandern, drehen sich ausschließlich im weitesten Sinne um das Studium und sollen einen Einblick auf mein Leben bis zum Studienabschluss an der Hochschule Darmstadt vermitteln.

Bis ich die Gegenwart erreiche wird hier täglich ein History Blog neu veröffentlicht.



Erstveröffentlichung: Freitag, 4. März 2011 - 16:12


Ursprünglicher Blogtitel: "Blenden für den Job"



Mal ehrlich, wie seht ihr das? Wie weit sollte man sich für einen Job aus dem Fenster lehnen, wenn es um das eigene Können oder die Erfahrungen geht?

Man bekommt ja schon seit jeher immer wieder gesagt, man solle - und müsse, um im Wettbewerb zu bestehen - alles anführen, was man so kann. Dabei wird nicht nur in "Können" und "nicht Können" unterschieden, sondern wenn man gerademal in der 5. Klasse dem Englischunterricht folgen konnte soll man dies als "Kenntnisse in Englisch" o.ä. kund tun. Abstraktes Beispiel, geb ich zu. Aber sobald man in der Lage ist einen PC einzuschalten gilt das auch als "Grundkenntnisse der EDV".

Macht das Sinn?

Ich will ja nicht unbedingt immer als unfähig dastehen, aber ich würde nur Referenzen und Kenntnisse wirklich angeben, bei denen ich mir über deren Beherrschung wirklich vollständig im Klaren bin.

Normalerweise...

Vor einigen Wochen erging über den Hochschulverteiler ein Stellenangebot beim Institut für Wohnen und Umwelt in Darmstadt an alle Studenten des Fachbereichs Bauinegenieurwesen, Architektur und im Bereich Haustechnik Bewanderte. Gesucht wurden studentische Hilfskräfte sowie gewillte Master-Studenten für ihre Abschlussarbeiten im Bereich Ökobilanz (also was steckt man erstmal rein um den gewünschten Effekt zu erreichen) u.ä. bei der energetischen Bewertung und Sanierung von Gewerbebauten.

Ich hab mich einfach mal gemeldet.

Nach einigem Mailkontakt mit dem Zuständigen fühlte ich mich schon etwas doof. Das Themengebiet (Dämmung etc.) interessiert mich sehr, allerdings musste ich alle Terminangebote für ein persönliches Treffen immer wieder ablehnen, weil ich entweder einen Klausurtermin hatte oder im Ausland war. Dennoch wurde ich um Zusendung eines Lebenslaufs gebeten.

Letzter rettender Strohhalm um nicht ganz im Abseits zu stehen: ich hab alles rein gehauen, was mir passend erschien - allerdings ohne zu übertreiben.

- Elektroniker, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik
- Studentische Hilfskraft sowie Tutor im Baustofflabor, Datenzusammenstellung, Bewertung, etc.
- Tutor im Bereich Statik und Stahlbau
- Abgeschlossenes Modul "Instandsetzung"

Dann bat ich abschließend noch um einen Termin nach dem 27.02., sofern möglich, da ich in der Woche zuvor an einem Umweltseminar außerhalb teilnähme, bei dem ich einen Vortrag zum Thema Dämmstoffe und Ökobilanzen halten würde...

Die Antwort darauf erschien mir wie eine Kusshand. "Das ist in Ordnung, bitte kommen Sie doch am 01.03. um 11.00 Uhr zu uns (...)".

Tja, so kanns gehen...

Als ich dann dort war und mir die Herren gegenüber saßen wurde ich natürlich auch zu den Angaben befragt, ich hatte also richtig damit gelegen nicht zu übertreiben.

"Was bedeutet denn 'Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik'? Sind Sie sehr bewandert in Sachen Haustechnik?" Was sollte ich schon sagen? Natürlich weiß ich ein wenig über Haustechnik, aber da der Elektroniker mit besagter Fachrichtung nichts anderes ist als der frühere, stinknormale Elektroinstallateur sah ich schon, wie die Herren auf meine Erläuterungen hin ein wenig die Mundwinkel sinken ließen.

"Sie sind Tutor im Baustofflabor. Daher werden Ihnen auch sicherlich U-Werte und sonstige Dämmstoffwerte etwas sagen. Wie sieht in dem Bereich ihre Arbeit aus?" Tja... Was U-Werte sind ist mir bestens geläufig, hatte ich schließlich in meinen Vortrag eingebaut und extra dafür aufgefrischt. Ansonsten wieß ich auch Kleinigkeiten über Dämmstoffe, aber insgesamt schienen die Herren doch eher traurig, als ich erklärte, dass es im Baustofflabor hauptsächlich um Druckfestigkeiten von Betonen geht und die Entwicklung von eigenen Rezepturen im Rahmen von Bachelor- und Masterprojekten.

"Und welche Daten tragen Sie dort zusammen und verarbeiten sie dort? Läuft das speziell über Eingabemasken und haben Sie dort viel mit Excel zu arbeiten?" Letzteres: Nein. Vorletzteres: Nein. Ersteres: Druckfestigkeiten, Schmidthammerwerte, Rissbreiten und Carbonatisierungstiefen. Kurzum: alles, nur nichts, was mir für die Arbeit hier nützlich sein könnte. Natürlich schmückte ich das ganze viel besser aus, aber die Quintessenz bleibt die gleiche - das konnte ich den Herren auch ansehen.

Nur in Sachen Excel wusste ich zu berichten, dass ich dort doch recht bewandert bin und viel damit zu tun habe. Wobei hier das von der Gegenseite relativiert wurde: man habe Eingabemasken, die die Arbeit erleichtern.

Ich hatte am Ende wirklich das Gefühl, dass ich doch besser bei dem 08/15-Student ohne Vorkenntnisse geblieben wäre. Spätestens bei der Frage ob mir die DIN 18599 geläufig wäre und ich dies selbstverständlich mit einem Nein beantworten musste, dachte ich mir schlicht: Zeit und Weg hättest du dir sparen können.

Letzten Endes erhielt ich gestern doch eine Mail und ich fange im Mai an. Aber wohl ist mir bei der ganzen Sache noch nicht.

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