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Freitag, 10. Mai 2013

Dem Baggi ihm sein Programm

In der Tragwerksberechnung geht man im Bachelorstudium immer den Weg der Sicherheit: Systeme werden nur bis zur elastischen Grenze des Werkstoffs bemessen. Tritt an einer Stelle nun die "elastische Grenzschnittgröße" auf, ist das System voll ausgelastet.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit.

Besonders Stahl ist in der Lage, noch einiges mehr abzukönnen, als seine elastische Grenze hergibt. Kurz angerissen:
Stahl hat einen elastischen Bereich von X. Alle Verformungen, die bis zu dieser Belastung auftreten, sind vollständig reversibel. Dann hat Stahl noch einen weiteren Bereich, bei dem die Dehnung aufgrund von Änderungen in der kristallinen Struktur des Materials bei weiterer Laststeigerung überproportional zunimmt, aber trotzdem noch tragfähig ist (sog. Stahlfließen, bzw. "Fließbereich"). Der elastische Bereich bewegt sich um die 0,001m / 1m, der Fließbereich geht bis etwa 0,025m / 1m (zumindest nach Norm). Wenn nun an einer Stelle des Systems, z. B. einer Ecke eines Rahmens die Fließgrenze erreicht ist wird die bisher aufgebrachte Last weiter getragen, weitere Lasten jedoch nicht. Dafür kann aber vielleicht der Rest des Systems, beispielsweise die andere Rahmenecke, noch mehr Last aufnehmen, somit verteilt sich bei Laststeigerung die Last in den Rest des Systems.

Man spricht hier von der "Fließgelenktheorie".

Das ganze Thema kann nun doch relativ kompliziert werden. Besonders der Automatismus fällt schwer und bisher gibt es noch kein Programm, das sinnvoll die Fließgelenktheorie für die Bemessung ansetzen kann, um das Maximum der überhaupt möglichen Last rauszukitzeln. Hierfür sind bis heute stets individuelle Berechnungen erforderlich.

An der Stelle kommt unser Honorar-Prof ins Spiel, der bereits 1978 eine Möglichkeit gefunden hat, hier nach Schema vorzugehen, was vorher noch keiner geschafft hat.

Daumen hoch.

Nun ist er allmählich in die Jahre gekommen und kann daher nicht alles können, was mit technischen Spielereien so zusammen hängt. Er möchte das ganze als Programm veröffentlichen, teile davon hat er schon fertig stellen lassen und unterlässt auch jetzt keine Gelegenheit am Ende der Vorlesung, dafür zu werben, im Rahmen einer Masterarbeit die Ausgabe in JAVA abzuwickeln.

Nicht, dass ich interessiert wäre.

Allerdings ist dieses Verfahren tabellarisch und es wird auch noch eine umfangreiche Übung kommen, in der dieses Verfahren angewendet werden soll...

...und somit sitze ich am Freitag abend vor dem Rechner, hätte hunderte wichtigerer Sachen zu erledigen und frage mich, wie ich mir den Großteil an Arbeit schon einmal abnehmen könnte und wie ich dazu sinnvoll eine Exceltabelle aufbauen könnte.

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