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Donnerstag, 20. Dezember 2012

Mit Biss

Wie am sinnvollsten beginnen...

Anfangs des Studiums wurde uns geraten, durchaus als angehende Bauingenieure die Nähe zu den Architekturstudenten zu suchen, da wir im späteren Berufsleben davon profitieren könnten. Doch schnell lernten wir von anderen Professoren die ersten "Parolen" und eigeneten uns allesamt eine gewisse Abneigung gegen Architekten an. Bis heute antworte ich auf die Frage, was ein Bauingenieur eigentlich so tut:

"Der Architekt überlegt sich irgendwas tolles, ich bin das arme Schwein, der dass dann ausbaden darf."

Im weiteren Studienverlauf kamen die Vertiefungsrichtungen des Bauingenieurwesens dazu und man stellte auch Differenzen in den eigenen Reihen fest. Baubetriebler, die wissen über alle Richtungen "bescheid" und werfen mit Paragraphen großspurig um sich, Verkehrsingenieure drücken sich vor dem "richtigen" Ingenieurswesen, Wasserbauer sind sowieso eine Klasse für sich und Konstruktive absolut weltfremde Nerds, die irgendwas krankes an sich haben.

Darauf ließ man sich auch bereitwillig ein.

Und mittlerweile stellt man auch unter den "Gleichgesinnten" Konstruktiven die Diskrepanzen fest.

Der Massivbau, also Stahlbeton und Mauerwerk, stellt ein so großes Spektrum im Bauwesen. Dagegen halten die Stahlbauer, die den Massivbau für übertrieben vereinfacht und im wahrsten Sinne des Wortes grobschlächtig halten. Schließlich werden sie von den Massivbauern auch als abgedreht filigran und mathematiksüchtig angesehen. Der Holzbau fällt sowieso aus allem raus, da er zwar schlanke Konstruktionen ähnlich dem Stahlbau hervorbringt, ansonsten aber seit Jahrtausenden aus Holz gebaut wird und manche Ansichten und Verfahrensweisen im Ingenieurholzbau auf die gleiche Art angegangen wird: veraltet.

Mittlerweile bekommt man das Gefühl, dass die Professoren der verschiedenen Materialfamilien regelrecht um des Studenten Gunst buhlen.

Soweit zur Vorgeschichte. Teil I.

Ich denke, dass ich gelegentlich hier einmal einen meiner Lieblingskomillitonen "Sam Gamdschie" erwähnte. Derzeit ist er Mitglied in diversen Gremien, beispielsweise Berufungskomissionen etc. So begab es sich, dass er vor einigen Tagen abends noch auf dem Campus verweilte, als er "Harry Potter" (eine andere Komillitonin, die mit uns vor 4,5 Jahren begann, täglich anwesend war, aber aus irgendeinem Grund nicht sonderlich nennenswerte Erfolge seit dem ersten Semester verzeichnen kann - mit runder Brille wie gewisse Zauberlehrlinge) über den Weg lief, die gerade die Hörsaalübung Bauzeichnen 1 (regulär 1. Semester) hinter sich gebracht hatte.

Vorgeschichte Teil II.

Auf dem Campus Schöfferstraße gibt es hinter dem Atriumgebäude (FB Architektur) einen Bau in der Ecke des Geländes, nur ein Erdgeschoss, große Fenster, eingerahmt von Bäumen - trägt den Spitznamen "Schwarzwaldklinik".

Teil III der Vorgeschichte.

Und so begab es sich nun, dass wir gestern in der Vorlesung "Spezielle Probleme des Stahlbaus" bei meinem "Bachelorvater" saßen. Prof. Tobias ist nicht nur für den Stahlbau zuständig, sondern hat unter anderem auch den Holzbau sowie das Bauzeichnen adoptiert.

Sam: "Herr Tobias, wie ist die Hörsaalübung gestern gelaufen?"

Prof.: "Grandios."

Sam: "Ich hab jemanden gesehen, der mit uns angefangen hat und auch wieder dabei war. Sie hatten ja die gesamte Schwarzwaldklinik belegt."

Prof.: "Ahja, bei 300 Teilnehmern muss das auch sein. Aber da sind schon ein paar Granaten bei. Wenn ich mir angesehen habe, wie die Klinik danach aussah, als ich um halb 8 die Räume zugeschlossen habe..."

Sven: "Tja, das ist das Problem: irgendeinen Abschluss bekommt heute eben jeder."

Prof.: (Geht Richtung Fenster, atmet tief zu einer sozialkritischen Antwort ein) "Al... We... HUST HUUUST" (schluckt die Antwort hinunter)

Weiter im Vorlesungsverlauf, nur Minuten später:

Prof.: "Darauf müssen Sie immer achten, behalten Sie das im Hinterkopf. Dass die zweite vereinfachte Bemessungsvariante des Systems soweit in die Hose geht, war mir bis vor einem Jahr selbst nicht so bewusst. Hab ich eben nie ausprobiert, nie drüber nachgedacht. Aber dafür sind wir ja Ingenieure, lernen dazu und müssen im Stahlbau immer auf sowas gefasst sein."

Sam: "Nichts riskiere - Betoniere!"

Prof.: "... Tja, das ist das Problem: irgendeinen Abschluss bekommt heute eben jeder..."

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