Letzte Woche im Holzbau Projekt:
Prof: Ist hier jemand mit Ausbildung im Holzbau?
X hebt die Hand: Ich bin Schreinermeister
Prof: Gut. Sonst noch jemand mit holzverarbeitender Erfahrung irgendeiner Art?
Sven: Zählen IKEA-Möbel auch?
Prof: An Ikea-Möbeln erkläre ich immer nur das Kriechverhalten von Holz.
(Erläuterung: als "Kriechen" wird bezeichnet, wenn sich ein Bauteil oder ein Werkstoff erst über eine längere Einwirkungsdauer hin verformt. Am Beispiel der in schweden entworfenen Möbel wird das besonders deutlich, so sind die Möbel anfangs vielleicht kaum merklich gebogen, aber nach ein bis drei Jahren liegt das Regalbrett wie eine Wäscheleine zwischen den Lagerstiften. Zur Beruhigung sei gesagt, dass dies (im Normalfall, sofern keine Überlast vorliegt) nicht zu einem Defekt des Bauteils führt, sondern einfach nur kacke aussieht. Wer natürlich anfangs gleich so viel Belastung aufbringt, dass man das Holz deutlich knacken hört und ein Bruch schon bei einem weiteren Heftchen eintreten wird, der sollte sich nicht wundern, wenn es irgendwann von allein durchsackt.)
Der Bachelor (B. Eng., Prüfungsordnung 2006) sowie Master of Engineering (M. Eng., Prüfungsordnung 2011), die Hochschule Darmstadt und das Studienfach Bauingenieurwesen - von einem "Insider" über diverse Semester berichtet. Alles rund um das Studium, also ein wenig Alltag, ein wenig Anforderungen, ein wenig Angst, ein wenig Lob, ein wenig Gemecker, ein wenig finanzielles, die Studentenwohnung und mit Kind studieren.
Mittwoch, 30. Oktober 2013
Sonntag, 27. Oktober 2013
Home sweet home
Mein Arbeitsplatz, Donnerstag noch auf die schnelle eingerichtet (als die Kollegin, deren Platz ich vorläufig übernommen hatte, einige Tage eher als erwartet aus dem Urlaub zurück kam).
Ich fühl mich wohl. Den Kaffee und das Wasser zahlen die Chefs, man lässt mich arbeiten ohne mich permanent zu kontrollieren und ich habe immerhin zwei Monitore. Drei, vier, fünfzehn wären cooler, aber ich bin zufrieden.
Nur kalt ist es, wie sau.
Ich fühl mich wohl. Den Kaffee und das Wasser zahlen die Chefs, man lässt mich arbeiten ohne mich permanent zu kontrollieren und ich habe immerhin zwei Monitore. Drei, vier, fünfzehn wären cooler, aber ich bin zufrieden.
Nur kalt ist es, wie sau.
Dienstag, 22. Oktober 2013
Onkel Murph
Tag 1 des Praxismoduls und ich muss sagen, dass bis auf meine Arbeit und das Aufstehen selbst so ziemlich alles schief gegangen ist.
Wecker klingelt um 4:31 Uhr.
Ich latsche in die Küche, wo mich der Kaffee bereits erwartet. Viel zu dünn aber, wie es immer passiert, wenn ich eine ganze Kanne koche.
Die Thermoskanne ist lange nicht benutzt und riecht etwas modrig.
Ich packe die Sachen, erledige noch kurz dringenden Schreibkram und stelle mich unter die Dusche - um die Uhrzeit kommt erst einmal 2 Minuten lang nur eiskaltes Wasser, was ich vergessen hatte.
Ich stehe vor dem Spiegel und versuche einen Menschen aus mir zu machen, der Blick auf die Uhr verrät mir aber, dass ich mich beinahe wieder verkalkuliert habe und in Kauf nehmen sollte, unmenschlich auszusehen.
Habe vergessen den neueren Akku vom Telefon gestern in die Ladestation zu stopfen, der Akku, welcher seine Lebenszeit überschritten hat, ist nach 45 Minuten ohne Ladegerät schon bei nur noch 85 %.
Ich gehe um 5:58 Uhr aus dem Haus, was deutlich reicht. Allerdings hätte ich einen Blick in den Wetterbericht werfen sollen und mir wird sofort klar, dass ich mich mit etwas dickerem Hemd, Sakko und Mantel verschätzt habe. Ich beginne augenblicklich mich unwohl zu fühlen.
In einer Querstraße meine ich den Bus bereits zu hören - unmöglich, es ist erst 6:02 Uhr.
Den Bus sehe ich auf Entfernung abfahren. Anstatt 6:03 Uhr und 7:08 Uhr als Abfahrtszeiten habe ich mir einen Zahlenmix gemerkt und rechnete mit 6:08 Uhr. Da steh ich nun.
Frau und Kind sollten noch schlafen und wenn nicht hätten sie auch nicht die Möglichkeit mich kurzfristig irgendwo hin zu fahren. Zurückgehen und bis 7 Uhr zu warten ist keine Option für mich. Ich entscheide mich für den 3 km kurzen Fußweg übers Feld in die nächstgrößere Stadt mit regelmäßiger Verkehrsanbindung.
Ausgerechnet heute wollte ich nicht mit Rucksack raus (der passt nicht zum Sakko, wie ich meine) und habe daher nur meine Tasche als "Handgepäck". Blöd.
Ich schwitze wie ein Idiot, bereits nach 500 Metern.
Ich will Ausweichverbindungen recherchieren, aber mich blendet das Display so arg, dass ich in der völligen Dunkelheit meine Schuhe in tiefen Matsch platziere, außerdem schrumpft die Akkuleistung bedenklich.
Ich entscheide mich für den Zug, meine Ankunft in der Firma verzögert sich nach Fahrplan um 30 Minuten.
Ich schwitze wie ein Idiot.
Ich komme aus dem Wäldchen heraus und trete auf die Kreuzung an der Bundesstraße. Eine vorbeifahrende Polizeistreife hält an und hält mich auf, mit Bitte um eine Möglichkeit mich auszuweisen und befragt mich nach meinen Motiven, die mich um diese Uhrzeit und bei diesen Lichtverhältnissen auf einen dunkel, von den Augen der Öffentlichkeit abgeschnittenen Feldweg mit Baumbewuchs führen. Ich verliere weitere 10 Minuten und bange neben meiner Anstellung gleichsam um meine Anschlussverbindung wie mein Recht, mich in Freiheit zu bewegen.
Ich schwitze wie ein Idiot.
Ich steige in den Bus und fahre 3 Stationen um von dort aus zum Bahnhof zu laufen. Kein freier Sitzplatz und dumme, laute Mädchen um die 18 Jahre.
Ich erreiche den 7-Uhr-Zug pünktlich, aber natürlich ist kein Sitzplatz mehr frei.
Außerdem habe ich geschwitzt wie ein Idiot, was in einem derart beengten Raum nicht weniger wird. Mein Akku krebst bei 65 % herum.
In Darmstadt habe ich 15 Minuten Aufenthalt und ich nutze die Zeit, Frau und Kind beim Frühstück anzurufen. Da ich nie telefoniere und es gar verabscheue wundert sich die Partnerin nur, was los sei.
Ich sitze im nächsten Zug, Temperatur okay, auch wenn ich wie ein Idiot schwitze. Die 1,5 Liter Wasser und 1,0 Liter Kaffee haben meine Arme lang werden lassen, dabei wollte ich beides bereits zur Hälfte genüsslich neben einem Buch oder etwas 3DS spielen bis Darmstadt geleert haben.
Um Kleckereien in meiner Tasche zu vermeiden entscheide ich mich dazu, den Verschluss der Kanne abzuschrauben, um sie ihres Inhalts in den Becher zu berauben. Als Ergebnis erhalte ich einen vollgetropften Fußboden zu meinen Füßen und einen handgroßen Kaffeefleck auf meinem Knie.
Positiv: bis jetzt entdeckte ich tatsächlich keine Kleckereien in meiner Tasche.
Trotz Smarthone und Vorliebe für dessen Vorzüge bin ich genervt von der Entwicklung, dass heutzutage alle Leute permanent ein Telefon in der Hand halten, um sich zu beschäftigen. Und mir fällt auf, dass ich seitdem ich aus dem Haus gegangen bin permanent das Telefon in der Hand halte und andauernd Verbindungen checke etc., anstatt mich mit meinem Buch, der extra schnell auf die SD Karte gezogenen Musik oder gar dem 3DS zu beschäftigen.
10 Minuten vor Ankunft sehe ich aber von all dem ab, zumal auch mein Akku bei nur noch 30 % verbleibt.
Ankunft am Zielbahnhof, jetzt noch schnell den richtigen Bus erwischen, der auch gleich an Ort und Stelle auf mich wartet.
Dank der von meiner Freundin empfohlenen RMV-App steige ich in den falschen Bus und fahre 2 Stationen in die falsche Richtung, bis ich mich zu einem beherzten Hechsprung aus dem fahrenden Bus entschließe und auf eine Möglichkeit zum Umkehren hoffe.
Google Maps sagt, von X bis zum Büro sind es 4,9 km zu Fuß und man benötigt ca. 56 Minuten - keine Option.
Glücklicherweise kommt gerade ein Bus zurück zum Bahnhof. Dort angekommen steht auch gerade eine weitere Linie bereit, die mich ans Ziel zu bringen im Stande wäre. Anstatt 8:11 könnte ich doch noch gegen 8:20 Uhr ankommen - geplant war 7:41 Uhr.
Guten Mutes gelange ich doch gegen 8:25 Uhr zum Büro wo gerade einer der Geschäftsleiter vorfährt und mir eine freundliche Begrüßung, eine Führung durch die Räumlichkeiten und eine Aufgabe zuteil werden lässt.
Die nächsten 60 Minuten bekomme ich eine Einweisung in das, was ich tun soll und habe 80 % der Mitarbeiternamen so gründlich vergessen, als hätte ich sie nie gehört. Aber die Kollegen in der ersten Etage sind mir allesamt auf Anhieb symphatisch, wogegen ich den nur einen derzeit Anwesenden im Erdgeschoss doch etwas komisch finde...
Ich bekomme einen Schreibtisch im Erdgeschoss, direkt in der Nähe besagten Mitarbeiters.
Ich bin gnadenlos overdressed, trotz dezenter Klamottenwahl.
Gegen 10:45 Uhr bin ich gerade warm geworden, da klingelt das Telefon des Mitarbeiters. Nach dem Auflegen mault er rum, "JourFix um 11", was bei allen Kollegen wenig Anklang findet - sie haben viel zu tun, gar keine Zeit (im Baugewerbe ist alles grundsätzlich zu spät dran) und da passt das angesagte "JourFix" mit einer halben Stunde (vom Chef angedacht) gar nicht rein. "Wieder zwei Stunden, die uns fehlen. Kommst du mit?" - Ich weiß von nichts. - "Gut, dann nehm ich dich jetzt einfach mit. Du sollst mitleiden."
Um 11 sitzen alle Mitarbeiter zusammen im Besprechungsraum und warten auf den Chef, machen Witzchen über ihn und das Zeitmanagement, während der Chef noch vom Telefon zurückgehalten wird.
Um 11.10 Uhr sitzen alle Mitarbeiter zusammen im Besprechungsraum und warten auf den Chef, machen Witzchen über ihn und das Zeitmanagement, während der Chef noch vom Telefon zurückgehalten wird.
Um 11.15 Uhr sitzen alle Mitarbeiter zusammen im Besprechungsraum und warten auf den Chef, machen Witzchen über ihn und das Zeitmanagement, während der Chef noch vom Telefon zurückgehalten wird.
Dann geht es los und JourFix entpuppt sich als "Statusbesprechung", in welchem Projekt gerade was passiert oder warum was nicht passiert. Ich finds nicht schlimm sondern sogar interessant zu sehen, wie sehr alle in mehreren Projekten involviert sind, wo Problemchen auftreten, etc.
"Bei dem Projekt fehlt nur noch das und das." - "Gut, schiebt das nicht zu lang auf. Überlegt mal, wir haben ausnahmsweise mal die Chance hier die Pläne fertig zu haben und denen zu schicken, BEVOR die anfangen wollen zu bauen..."
"Der Ordner mit den Plänen liegt bei der Frau XY, solang die nicht da sind können wir auch nichts machen." - "Wo sitzt die denn?" - "Insbruck." - "Tja, dann, Herr Sven, fahren Sie gern Auto?!" - Gelächter und ich bin völlig überfahren.
"Wir sollten hier bei der Druckerei nochmal nach guten Konditionen fragen. Wir zahlen pro Plan 90 Ct, das ist mittlerweile echt eine Hausnummer geworden. wir haben pro Monat mehrere tausend Euro an Plottkosten. Oder aber wir haben ja auch noch einen Plotter im Keller, nächste Woche kommt noch eine Schulpraktikantin, dann kann sie sich ja mal mit Herrn Sven da einarbeiten."
Irgendwann sind tatsächlich zwei Stunden um und ich habe völlig vergessen, was ich vor der Unterbrechung eigentlich gemacht habe.
Als es auf den Feierabend geht schalte ich mein Telefon mal kurz wieder ein um mich nach Rückfahrtalternativen umzusehen, aber attraktiv ist davon keine, weil ich an den Juckelbus über die Käffer angewiesen bin, der nur stündlich fährt.
Ich trete gegen 16.10 Uhr vor die Firma und den kurzen Fußmarsch zur Bushaltestell an. Mittlerweile herrschen merklich über 20° und mir läuft die Suppe.
Die Rückfahrt wird durch dünne Umsteigzeiten dominiert, der Bus fährt gleich mit 5 Minuten Verspätung vor, was ein Erreichen des Zuges fragwürdig werden lässt. Ein Blick auf die App der DB lässt mich hoffen, die S-Bahn hat auch Verspätung.
Kein freier Platz im Zug, dabei will ich doch bloß sitzen und Ruhe.
Der Zug hat genug Verspätung um mich meinen Juckelbus verpassen zu lassen.
Das Telefon ist aus.
Den Bus um wenigstens zeitnah in Heimatnähe zu gelangen habe ich auch gerade verpasst und darf ihm wenigstens noch winken.
Ich habe brüllende Kopfschmerzen und nichts mehr zu trinken.
Ich schwitze wie ein Idiot.
Mein Magen teilt mir mit, dass er seit morgens um 5 nichts mehr bekommen hat.
Der Zweitakku mit seinen 10 % Restladung ist auch deutlich geschwächt und hält auch nur lang genug um mir mitzuteilen, dass meine Mädels mich nicht unterwegs einsammeln können. Das lese ich aber auch mit nur einem Auge, das andere zu benutzen sticht zu sehr in der Stirnpartie.
Im hinteren Teil des Busses kann ich wenigstens sitzen. Allerdings nur seitwärts, die Klimanalage ist defekt und die Scheiben haben keine Griffe mehr zum öffnen, es herrschen mindestens 28°, vermutlich eher 38°, ich habe brüllende Kopfschmerzen, mein Haar klebt mittlerweile in nassen Strähnen auf meiner Stirn und ich habe neben Hunger auch nichts mehr zu trinken.
Ein paar Reihen weiter sitzt ein dicker Mann, TROPFnasses Haar und offensichtich weder reinlich, nüchtern, noch ganz richtig im Kopf und redet die ganze Zeit, als würde er Smalltalk mit jemandem betreiben, der aber nicht da ist. "Aber des beste, des ist die gemischte Sauna." oder aber "Jaja, Landskronstraße. Wieso heißt die Haltestelle Landskronstraße? ... Jaja, weil ein Schauspieler eine Lanze trägt. Aber die Lanze hat keine Krone auf."
Ich bin wirklich nass auf dem Rücken geschwitzt, außerdem habe ich durch meine Nüchternheit und die Kopfschmerzen auch gleich eine erschreckend starke Übelkeit abgegriffen, als ich die Buslinie wechsle. DIESER Bus hat Klimaanlage, die auf gefühlte 16° gestellt ist.
Und ich ergattere einen rückwärts gerichteten Sitzplatz.
Und ich sitze direkt im Zug der Klimaanlage.
Und meine Freundin schreibt, ich solle noch ein paar Stationen weiter fahren, sie sei mit der Tochter bei einem Kommilitonen, als ich gerade fragen will an welcher Haltestelle ich dann überhaupt aussteigen muss, verlässt mich Akku Nr. 2.
Dabei will ich doch nur raus, heim, was essen und sterben...
Dort angekommen klingel ich und niemand öffnet bis mir nach 5 Minuten von einem Spazierweg die gesammelte Mannschaft fröhlich zujubelt.
Gefolgt von einem bezeichnenden Bild über die Qualität von Gesprächen zwischen zwei Frauen: Yvonne und Christinge unterhalten sich, während René daneben steht und sich intensiv mit Seifenblasen beschäftigt.
Irgendwann dann doch zuhause angekommen ist Tochterkind überdreht und will eigentlich nichts, bis auf Fernsehen.
Während Papa sich dem Abendessen widmet und sich gedanklich bereits bei der dritten Portion wähnt macht sich Mama auf den Weg zum nächsten Termin und Papas Tagtraum zerplatzt unter einem Schwall von Beschimpfungen der Tochter, die wohl wütend auf ihr Lieblingsbuch ist, das sie gerade imstande ist zu zerfleddern.
So. Und wer das nun alles geglaubt hat, dem sei gesagt, dass der Abschnitt mit der Polizei frei erfunden ist. Aber ich fand, dass es sich gut in den Rest des Tages einbürgern würde.
Wecker klingelt um 4:31 Uhr.
Ich latsche in die Küche, wo mich der Kaffee bereits erwartet. Viel zu dünn aber, wie es immer passiert, wenn ich eine ganze Kanne koche.
Die Thermoskanne ist lange nicht benutzt und riecht etwas modrig.
Ich packe die Sachen, erledige noch kurz dringenden Schreibkram und stelle mich unter die Dusche - um die Uhrzeit kommt erst einmal 2 Minuten lang nur eiskaltes Wasser, was ich vergessen hatte.
Ich stehe vor dem Spiegel und versuche einen Menschen aus mir zu machen, der Blick auf die Uhr verrät mir aber, dass ich mich beinahe wieder verkalkuliert habe und in Kauf nehmen sollte, unmenschlich auszusehen.
Habe vergessen den neueren Akku vom Telefon gestern in die Ladestation zu stopfen, der Akku, welcher seine Lebenszeit überschritten hat, ist nach 45 Minuten ohne Ladegerät schon bei nur noch 85 %.
Ich gehe um 5:58 Uhr aus dem Haus, was deutlich reicht. Allerdings hätte ich einen Blick in den Wetterbericht werfen sollen und mir wird sofort klar, dass ich mich mit etwas dickerem Hemd, Sakko und Mantel verschätzt habe. Ich beginne augenblicklich mich unwohl zu fühlen.
In einer Querstraße meine ich den Bus bereits zu hören - unmöglich, es ist erst 6:02 Uhr.
Den Bus sehe ich auf Entfernung abfahren. Anstatt 6:03 Uhr und 7:08 Uhr als Abfahrtszeiten habe ich mir einen Zahlenmix gemerkt und rechnete mit 6:08 Uhr. Da steh ich nun.
Frau und Kind sollten noch schlafen und wenn nicht hätten sie auch nicht die Möglichkeit mich kurzfristig irgendwo hin zu fahren. Zurückgehen und bis 7 Uhr zu warten ist keine Option für mich. Ich entscheide mich für den 3 km kurzen Fußweg übers Feld in die nächstgrößere Stadt mit regelmäßiger Verkehrsanbindung.
Ausgerechnet heute wollte ich nicht mit Rucksack raus (der passt nicht zum Sakko, wie ich meine) und habe daher nur meine Tasche als "Handgepäck". Blöd.
Ich schwitze wie ein Idiot, bereits nach 500 Metern.
Ich will Ausweichverbindungen recherchieren, aber mich blendet das Display so arg, dass ich in der völligen Dunkelheit meine Schuhe in tiefen Matsch platziere, außerdem schrumpft die Akkuleistung bedenklich.
Ich entscheide mich für den Zug, meine Ankunft in der Firma verzögert sich nach Fahrplan um 30 Minuten.
Ich schwitze wie ein Idiot.
Ich komme aus dem Wäldchen heraus und trete auf die Kreuzung an der Bundesstraße. Eine vorbeifahrende Polizeistreife hält an und hält mich auf, mit Bitte um eine Möglichkeit mich auszuweisen und befragt mich nach meinen Motiven, die mich um diese Uhrzeit und bei diesen Lichtverhältnissen auf einen dunkel, von den Augen der Öffentlichkeit abgeschnittenen Feldweg mit Baumbewuchs führen. Ich verliere weitere 10 Minuten und bange neben meiner Anstellung gleichsam um meine Anschlussverbindung wie mein Recht, mich in Freiheit zu bewegen.
Ich schwitze wie ein Idiot.
Ich steige in den Bus und fahre 3 Stationen um von dort aus zum Bahnhof zu laufen. Kein freier Sitzplatz und dumme, laute Mädchen um die 18 Jahre.
Ich erreiche den 7-Uhr-Zug pünktlich, aber natürlich ist kein Sitzplatz mehr frei.
Außerdem habe ich geschwitzt wie ein Idiot, was in einem derart beengten Raum nicht weniger wird. Mein Akku krebst bei 65 % herum.
In Darmstadt habe ich 15 Minuten Aufenthalt und ich nutze die Zeit, Frau und Kind beim Frühstück anzurufen. Da ich nie telefoniere und es gar verabscheue wundert sich die Partnerin nur, was los sei.
Ich sitze im nächsten Zug, Temperatur okay, auch wenn ich wie ein Idiot schwitze. Die 1,5 Liter Wasser und 1,0 Liter Kaffee haben meine Arme lang werden lassen, dabei wollte ich beides bereits zur Hälfte genüsslich neben einem Buch oder etwas 3DS spielen bis Darmstadt geleert haben.
Um Kleckereien in meiner Tasche zu vermeiden entscheide ich mich dazu, den Verschluss der Kanne abzuschrauben, um sie ihres Inhalts in den Becher zu berauben. Als Ergebnis erhalte ich einen vollgetropften Fußboden zu meinen Füßen und einen handgroßen Kaffeefleck auf meinem Knie.
Positiv: bis jetzt entdeckte ich tatsächlich keine Kleckereien in meiner Tasche.
Trotz Smarthone und Vorliebe für dessen Vorzüge bin ich genervt von der Entwicklung, dass heutzutage alle Leute permanent ein Telefon in der Hand halten, um sich zu beschäftigen. Und mir fällt auf, dass ich seitdem ich aus dem Haus gegangen bin permanent das Telefon in der Hand halte und andauernd Verbindungen checke etc., anstatt mich mit meinem Buch, der extra schnell auf die SD Karte gezogenen Musik oder gar dem 3DS zu beschäftigen.
10 Minuten vor Ankunft sehe ich aber von all dem ab, zumal auch mein Akku bei nur noch 30 % verbleibt.
Ankunft am Zielbahnhof, jetzt noch schnell den richtigen Bus erwischen, der auch gleich an Ort und Stelle auf mich wartet.
Dank der von meiner Freundin empfohlenen RMV-App steige ich in den falschen Bus und fahre 2 Stationen in die falsche Richtung, bis ich mich zu einem beherzten Hechsprung aus dem fahrenden Bus entschließe und auf eine Möglichkeit zum Umkehren hoffe.
Google Maps sagt, von X bis zum Büro sind es 4,9 km zu Fuß und man benötigt ca. 56 Minuten - keine Option.
Glücklicherweise kommt gerade ein Bus zurück zum Bahnhof. Dort angekommen steht auch gerade eine weitere Linie bereit, die mich ans Ziel zu bringen im Stande wäre. Anstatt 8:11 könnte ich doch noch gegen 8:20 Uhr ankommen - geplant war 7:41 Uhr.
Guten Mutes gelange ich doch gegen 8:25 Uhr zum Büro wo gerade einer der Geschäftsleiter vorfährt und mir eine freundliche Begrüßung, eine Führung durch die Räumlichkeiten und eine Aufgabe zuteil werden lässt.
Die nächsten 60 Minuten bekomme ich eine Einweisung in das, was ich tun soll und habe 80 % der Mitarbeiternamen so gründlich vergessen, als hätte ich sie nie gehört. Aber die Kollegen in der ersten Etage sind mir allesamt auf Anhieb symphatisch, wogegen ich den nur einen derzeit Anwesenden im Erdgeschoss doch etwas komisch finde...
Ich bekomme einen Schreibtisch im Erdgeschoss, direkt in der Nähe besagten Mitarbeiters.
Ich bin gnadenlos overdressed, trotz dezenter Klamottenwahl.
Gegen 10:45 Uhr bin ich gerade warm geworden, da klingelt das Telefon des Mitarbeiters. Nach dem Auflegen mault er rum, "JourFix um 11", was bei allen Kollegen wenig Anklang findet - sie haben viel zu tun, gar keine Zeit (im Baugewerbe ist alles grundsätzlich zu spät dran) und da passt das angesagte "JourFix" mit einer halben Stunde (vom Chef angedacht) gar nicht rein. "Wieder zwei Stunden, die uns fehlen. Kommst du mit?" - Ich weiß von nichts. - "Gut, dann nehm ich dich jetzt einfach mit. Du sollst mitleiden."
Um 11 sitzen alle Mitarbeiter zusammen im Besprechungsraum und warten auf den Chef, machen Witzchen über ihn und das Zeitmanagement, während der Chef noch vom Telefon zurückgehalten wird.
Um 11.10 Uhr sitzen alle Mitarbeiter zusammen im Besprechungsraum und warten auf den Chef, machen Witzchen über ihn und das Zeitmanagement, während der Chef noch vom Telefon zurückgehalten wird.
Um 11.15 Uhr sitzen alle Mitarbeiter zusammen im Besprechungsraum und warten auf den Chef, machen Witzchen über ihn und das Zeitmanagement, während der Chef noch vom Telefon zurückgehalten wird.
Dann geht es los und JourFix entpuppt sich als "Statusbesprechung", in welchem Projekt gerade was passiert oder warum was nicht passiert. Ich finds nicht schlimm sondern sogar interessant zu sehen, wie sehr alle in mehreren Projekten involviert sind, wo Problemchen auftreten, etc.
"Bei dem Projekt fehlt nur noch das und das." - "Gut, schiebt das nicht zu lang auf. Überlegt mal, wir haben ausnahmsweise mal die Chance hier die Pläne fertig zu haben und denen zu schicken, BEVOR die anfangen wollen zu bauen..."
"Der Ordner mit den Plänen liegt bei der Frau XY, solang die nicht da sind können wir auch nichts machen." - "Wo sitzt die denn?" - "Insbruck." - "Tja, dann, Herr Sven, fahren Sie gern Auto?!" - Gelächter und ich bin völlig überfahren.
"Wir sollten hier bei der Druckerei nochmal nach guten Konditionen fragen. Wir zahlen pro Plan 90 Ct, das ist mittlerweile echt eine Hausnummer geworden. wir haben pro Monat mehrere tausend Euro an Plottkosten. Oder aber wir haben ja auch noch einen Plotter im Keller, nächste Woche kommt noch eine Schulpraktikantin, dann kann sie sich ja mal mit Herrn Sven da einarbeiten."
Irgendwann sind tatsächlich zwei Stunden um und ich habe völlig vergessen, was ich vor der Unterbrechung eigentlich gemacht habe.
Als es auf den Feierabend geht schalte ich mein Telefon mal kurz wieder ein um mich nach Rückfahrtalternativen umzusehen, aber attraktiv ist davon keine, weil ich an den Juckelbus über die Käffer angewiesen bin, der nur stündlich fährt.
Ich trete gegen 16.10 Uhr vor die Firma und den kurzen Fußmarsch zur Bushaltestell an. Mittlerweile herrschen merklich über 20° und mir läuft die Suppe.
Die Rückfahrt wird durch dünne Umsteigzeiten dominiert, der Bus fährt gleich mit 5 Minuten Verspätung vor, was ein Erreichen des Zuges fragwürdig werden lässt. Ein Blick auf die App der DB lässt mich hoffen, die S-Bahn hat auch Verspätung.
Kein freier Platz im Zug, dabei will ich doch bloß sitzen und Ruhe.
Der Zug hat genug Verspätung um mich meinen Juckelbus verpassen zu lassen.
Das Telefon ist aus.
Den Bus um wenigstens zeitnah in Heimatnähe zu gelangen habe ich auch gerade verpasst und darf ihm wenigstens noch winken.
Ich habe brüllende Kopfschmerzen und nichts mehr zu trinken.
Ich schwitze wie ein Idiot.
Mein Magen teilt mir mit, dass er seit morgens um 5 nichts mehr bekommen hat.
Der Zweitakku mit seinen 10 % Restladung ist auch deutlich geschwächt und hält auch nur lang genug um mir mitzuteilen, dass meine Mädels mich nicht unterwegs einsammeln können. Das lese ich aber auch mit nur einem Auge, das andere zu benutzen sticht zu sehr in der Stirnpartie.
Im hinteren Teil des Busses kann ich wenigstens sitzen. Allerdings nur seitwärts, die Klimanalage ist defekt und die Scheiben haben keine Griffe mehr zum öffnen, es herrschen mindestens 28°, vermutlich eher 38°, ich habe brüllende Kopfschmerzen, mein Haar klebt mittlerweile in nassen Strähnen auf meiner Stirn und ich habe neben Hunger auch nichts mehr zu trinken.
Ein paar Reihen weiter sitzt ein dicker Mann, TROPFnasses Haar und offensichtich weder reinlich, nüchtern, noch ganz richtig im Kopf und redet die ganze Zeit, als würde er Smalltalk mit jemandem betreiben, der aber nicht da ist. "Aber des beste, des ist die gemischte Sauna." oder aber "Jaja, Landskronstraße. Wieso heißt die Haltestelle Landskronstraße? ... Jaja, weil ein Schauspieler eine Lanze trägt. Aber die Lanze hat keine Krone auf."
Ich bin wirklich nass auf dem Rücken geschwitzt, außerdem habe ich durch meine Nüchternheit und die Kopfschmerzen auch gleich eine erschreckend starke Übelkeit abgegriffen, als ich die Buslinie wechsle. DIESER Bus hat Klimaanlage, die auf gefühlte 16° gestellt ist.
Und ich ergattere einen rückwärts gerichteten Sitzplatz.
Und ich sitze direkt im Zug der Klimaanlage.
Und meine Freundin schreibt, ich solle noch ein paar Stationen weiter fahren, sie sei mit der Tochter bei einem Kommilitonen, als ich gerade fragen will an welcher Haltestelle ich dann überhaupt aussteigen muss, verlässt mich Akku Nr. 2.
Dabei will ich doch nur raus, heim, was essen und sterben...
Dort angekommen klingel ich und niemand öffnet bis mir nach 5 Minuten von einem Spazierweg die gesammelte Mannschaft fröhlich zujubelt.
Gefolgt von einem bezeichnenden Bild über die Qualität von Gesprächen zwischen zwei Frauen: Yvonne und Christinge unterhalten sich, während René daneben steht und sich intensiv mit Seifenblasen beschäftigt.
Irgendwann dann doch zuhause angekommen ist Tochterkind überdreht und will eigentlich nichts, bis auf Fernsehen.
Während Papa sich dem Abendessen widmet und sich gedanklich bereits bei der dritten Portion wähnt macht sich Mama auf den Weg zum nächsten Termin und Papas Tagtraum zerplatzt unter einem Schwall von Beschimpfungen der Tochter, die wohl wütend auf ihr Lieblingsbuch ist, das sie gerade imstande ist zu zerfleddern.
So. Und wer das nun alles geglaubt hat, dem sei gesagt, dass der Abschnitt mit der Polizei frei erfunden ist. Aber ich fand, dass es sich gut in den Rest des Tages einbürgern würde.
Samstag, 19. Oktober 2013
Semesterstart mit Humor
Jedes Wintersemester ist es das gleiche: die Erstsemester (im groben Durchschnitt, mag ja sein, dass manche Individuen anders sind) wissen weder, wie man eine Toilette ordnungsgemäß benutzt oder gar für den Nachfolger hinterlässt, ebenso wissen sie schlichtweg nicht, wie man Parkplätze platzsparend nutzt.
Ich hatte ja im letzten Semester den Wettbewerb der goldenen Pflaume 2013 ausgerufen. Mein Bruder kam auf die grandiose Idee, sich daran nun zu beteiligen und weitere Kandidaten aus dem Raum Göttingen zur Teilnahme anzumelden. Ich konnte ebenso weitere Prädestinierte hinzufügen. Vielleicht gibt das eines Tages ja sogar einen eigenen Blog...
Wie das nunmal so ist: "Abfahrt ist um 9" heißt, dass man mit Sack und Pack und Kind und Kegel dann doch erst um 9:20 Uhr los kommt. Die Parkplatzsituation trug nun ihr Übriges dazu bei, dass ich natürlich gleich in der ersten Vorlesung unpünktlich war. Die Schranken, um direkt auf den Hof von bzw. ins Parkhaus unter Gebäude A12 zu gelangen war geschlossen (kann man nicht ab 5 erfolgreichen Studienjahren einen Chip dafür beantragen...?), der Schotterparkplatz grandios verparkt, auf dem Parkplatz hinter der Wasserbauhalle (Gebäude B13) erspähte ich glücklicherweise schnell eine passende Lücke, wenn ich auch auf meinem Weg dorthin und von dort weg viel Fantasie in der Parkplatznutzung sehen konnte.
Der Durchgang hinter B13 Richtung Haardtring ist noch immer wegen Bauarbeiten gesperrt, stellte ich dann fest, also eine weitere große Schleife zwischen Atrium (B10) und Schwarzwaldklinik (B11) entlang, am Kindergarten vorbei und - "halt, du musst standesgemäß in der Vorlesung auftauchen" - erstmal zum "Frühstücks Corner" und einen großen Kaffee mitnehmen.
So stapfte ich in den Raum hinein und unterbrach zwangsläufig die Vorstellungsrunde. Aus dem lauschenden Gesichtsausdruck von Franky wurde ein stutzender Blick zur Tür, wer denn da stören möge, und ging dann über in ein schiefes Grinsen.
"Ah, Herr Sven. Das ist, äh, tja, man muss die Dinge fortsetzen, wie man sie begonnen hat." - Eine Anspielung darauf, dass ich regelmäßig das Glück hatte, in den Pausen der Vorlesung Verbundbau den letzten Kaffee in der Fachschaft zu erwischen, neuen kochen musste, den damit verbundenen Thekendienst für 5 bis 10 Minuten auf mich nehmen durfte und dementsprechend zu spät und mit Kaffee wieder in die Vorlesung kam.
"Ach Herr Frank, Sie wissen ja, was man sagt: das Beste kommt zum Schluss."
Fortgesetzt wurde die Runde dann und der Herr vor mir brachte seine Kurzvorstellung zuende, Prof. Franky reichte das Wort an mich weiter und ich konnte mir nicht verkneifen einen Satz zu sagen, den ich in allen anderen Semestern stets aufs peinlichste verkniffen habe: "Wie war die Frage?"
Hausaufgabe der Vorlesung ist nun, sich mal im Alltag ein wenig umzusehen, wo man so beiläufig überall mit Brücken zu tun hat, auf seinem täglichen Gang zur Hochschule oder sonstwo hin mal ein Foto eines solchen Bauwerks zu schießen, sich kurz zu überlegen, wie der Lastabtrag so vonstatten geht und das ganze dann in der kommenden Vorlesung am Montag mal zur Diskussion zu stellen.
Ach Franky...
Dienstag, mein letzter freier Dienstag für einige Zeit, stand dann noch eine Besprechung mit Prof. Hossein auf dem Plan, bzgl. meiner Hausübungen in Plastizität. Grandios: Aufgabe 2 und 3 soll ich bitte noch einmal machen (ich hatte die Übungen als parallel zur Lehrveranstaltung angesehen und daher auch die zu der Zeit besprochenen Verfahren angewandt - war aber nicht gewünscht, wir sollten eine andere Variante für alles benutzen) und Aufgabe 5, mein Problemkind, hatte er noch gar nicht angeschaut und meinte nur er hoffe, Zeit zu finden und keinen Fehler bei mir zu entdecken.
Wie witzig.
Mittwoch, Holzbau Projekt.
Und wiedermal standesgemäßer Auftritt, weil:
- Kind zur Tagesmutti bringen
- Parkplatz suchen
- Fotos von verpeilt Parkenden schießen
- Kaffee in der Fachschaft holen
- Gespräche in der Fachschaft abwürgen
Sven betritt den Raum. Prof. Tobias hält in seiner Einführung inne, schaut auf und beginnt zu grinsen.
"Ah, Herr Sveeeennn... Na dann kann das Semester jetzt ja wirklich beginnen."
Irgendwie schon ein lockeres Leben, wenn man eine Legende ist :P
Wir werden sehen, wie begeistert er davon ist, wenn ich eines Tages erzähle, dass ich meine Masterarbeit vermutlich wieder im Bereich Holzbau machen möchte und ganz bestimmt nicht Onkel Jürgen als Referent haben will...
So, perfekt, die erste Vorlesungswoche ist um und ich stecke schon wieder voll in der Arbeit.
Nein, nicht wirklich, aber ich sollte.
Mache ich jetzt auch.
Wollte ich zwar schon vor 5 Stunden beginnen, aber jetzt wirklich.
Los.
Auf.
Motivation?
Ich hatte ja im letzten Semester den Wettbewerb der goldenen Pflaume 2013 ausgerufen. Mein Bruder kam auf die grandiose Idee, sich daran nun zu beteiligen und weitere Kandidaten aus dem Raum Göttingen zur Teilnahme anzumelden. Ich konnte ebenso weitere Prädestinierte hinzufügen. Vielleicht gibt das eines Tages ja sogar einen eigenen Blog...
Wie das nunmal so ist: "Abfahrt ist um 9" heißt, dass man mit Sack und Pack und Kind und Kegel dann doch erst um 9:20 Uhr los kommt. Die Parkplatzsituation trug nun ihr Übriges dazu bei, dass ich natürlich gleich in der ersten Vorlesung unpünktlich war. Die Schranken, um direkt auf den Hof von bzw. ins Parkhaus unter Gebäude A12 zu gelangen war geschlossen (kann man nicht ab 5 erfolgreichen Studienjahren einen Chip dafür beantragen...?), der Schotterparkplatz grandios verparkt, auf dem Parkplatz hinter der Wasserbauhalle (Gebäude B13) erspähte ich glücklicherweise schnell eine passende Lücke, wenn ich auch auf meinem Weg dorthin und von dort weg viel Fantasie in der Parkplatznutzung sehen konnte.
Der Durchgang hinter B13 Richtung Haardtring ist noch immer wegen Bauarbeiten gesperrt, stellte ich dann fest, also eine weitere große Schleife zwischen Atrium (B10) und Schwarzwaldklinik (B11) entlang, am Kindergarten vorbei und - "halt, du musst standesgemäß in der Vorlesung auftauchen" - erstmal zum "Frühstücks Corner" und einen großen Kaffee mitnehmen.
So stapfte ich in den Raum hinein und unterbrach zwangsläufig die Vorstellungsrunde. Aus dem lauschenden Gesichtsausdruck von Franky wurde ein stutzender Blick zur Tür, wer denn da stören möge, und ging dann über in ein schiefes Grinsen.
"Ah, Herr Sven. Das ist, äh, tja, man muss die Dinge fortsetzen, wie man sie begonnen hat." - Eine Anspielung darauf, dass ich regelmäßig das Glück hatte, in den Pausen der Vorlesung Verbundbau den letzten Kaffee in der Fachschaft zu erwischen, neuen kochen musste, den damit verbundenen Thekendienst für 5 bis 10 Minuten auf mich nehmen durfte und dementsprechend zu spät und mit Kaffee wieder in die Vorlesung kam.
"Ach Herr Frank, Sie wissen ja, was man sagt: das Beste kommt zum Schluss."
Fortgesetzt wurde die Runde dann und der Herr vor mir brachte seine Kurzvorstellung zuende, Prof. Franky reichte das Wort an mich weiter und ich konnte mir nicht verkneifen einen Satz zu sagen, den ich in allen anderen Semestern stets aufs peinlichste verkniffen habe: "Wie war die Frage?"
Hausaufgabe der Vorlesung ist nun, sich mal im Alltag ein wenig umzusehen, wo man so beiläufig überall mit Brücken zu tun hat, auf seinem täglichen Gang zur Hochschule oder sonstwo hin mal ein Foto eines solchen Bauwerks zu schießen, sich kurz zu überlegen, wie der Lastabtrag so vonstatten geht und das ganze dann in der kommenden Vorlesung am Montag mal zur Diskussion zu stellen.
Ach Franky...
Dienstag, mein letzter freier Dienstag für einige Zeit, stand dann noch eine Besprechung mit Prof. Hossein auf dem Plan, bzgl. meiner Hausübungen in Plastizität. Grandios: Aufgabe 2 und 3 soll ich bitte noch einmal machen (ich hatte die Übungen als parallel zur Lehrveranstaltung angesehen und daher auch die zu der Zeit besprochenen Verfahren angewandt - war aber nicht gewünscht, wir sollten eine andere Variante für alles benutzen) und Aufgabe 5, mein Problemkind, hatte er noch gar nicht angeschaut und meinte nur er hoffe, Zeit zu finden und keinen Fehler bei mir zu entdecken.
Wie witzig.
Mittwoch, Holzbau Projekt.
Und wiedermal standesgemäßer Auftritt, weil:
- Kind zur Tagesmutti bringen
- Parkplatz suchen
- Fotos von verpeilt Parkenden schießen
- Kaffee in der Fachschaft holen
- Gespräche in der Fachschaft abwürgen
Sven betritt den Raum. Prof. Tobias hält in seiner Einführung inne, schaut auf und beginnt zu grinsen.
"Ah, Herr Sveeeennn... Na dann kann das Semester jetzt ja wirklich beginnen."
Irgendwie schon ein lockeres Leben, wenn man eine Legende ist :P
Wir werden sehen, wie begeistert er davon ist, wenn ich eines Tages erzähle, dass ich meine Masterarbeit vermutlich wieder im Bereich Holzbau machen möchte und ganz bestimmt nicht Onkel Jürgen als Referent haben will...
So, perfekt, die erste Vorlesungswoche ist um und ich stecke schon wieder voll in der Arbeit.
Nein, nicht wirklich, aber ich sollte.
Mache ich jetzt auch.
Wollte ich zwar schon vor 5 Stunden beginnen, aber jetzt wirklich.
Los.
Auf.
Motivation?
Donnerstag, 17. Oktober 2013
Hauptsache fair versichert
Ich will mal eine Diskussion lostreten. Im Stillen.
Hat sich mal jemand ausgiebig mit Kranken- und Pflegeversicherung beschäftigt?
Ich dachte wir Deutschen können und sollen so stolz auf unser Gesundheitssystem sein...
Ich bin ja nun schon einige Zeit 30 Jahre alt, meine Versicherung sagte mir jetzt "Pech gehabt, damit hast du bei der gesetzlichen Versicherung nicht mehr den Status Student".
Hin, her, vor, zurück, auf, ab: alles ist Mist.
Von vorher 77 €uro darf ich nun mit weitaus mehr rechnen. Also deutlich mehr. Schmerzhaft mehr. Mindestens das Doppelte. Und zwar jeden Monat. Und da soll man keine grauen Haare kriegen? Gestzliche Versicherung ist ja ganz nett, aber wo soll ich denn die Asche her nehmen?
Günstigste Alternative: Privatversicherung. Das ist um etwa 100 €uro möglich.
Jetzt, in verhältnismäßig jungen Jahren, sind die Kosten da ja noch überschaubar. Aber ausgerechnet im Alter, wenn es teuer wird und man sowieso schon nichts mehr bekommt bis auf eine (ggf.) kleine Rente, kommt man nicht mehr da raus und muss sich evtl. damit abfinden, dass man zwar die Hälfte seines Lebens eine tolle Behandlung genossen hat, Kaffee in separaten Wartezimmern serviert bekam und anstatt 2 Minuten 2 Stunden beim Herrn Doktor verbringen konnte, sich dann aber mit wirklichen Gebrechen die Behandlung vielleicht gar nicht mehr leisten kann. Oder sehe ich das falsch?
Na gut, so weit ist es bei mir ja noch nicht.
Anfang des Studiums wurde uns gesagt, dass der Tarif für einen B. Eng. rund 3400 € mtl. an Verdienst vorgibt, ein M. Eng. lag bei ca. 3800 €. Klingt ja schonmal nicht so verkehrt, aber es gibt ja auch Firmen, die mehr zahlen als nur Tarif.
So, nun stünde ich also fiktiv als M. Eng. da und würde gern wieder aus der Privatversicherung raus. "Nö, is nicht. Es sei denn du bekommst maximal 4350 € mtl. (Stand 2013) und gehst einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nach. Und das mal mindestens ein Jahr."
Dann sitze ich im Vorstellungsgespräch und die Firma sagt mir "wir geben die 5000 im Monat" und ich sage "kann ich da in einem Jahr nochmal drauf zurück kommen und bis dahin bitte einen Tausender weniger bekommen?"
Hat sich mal jemand ausgiebig mit Kranken- und Pflegeversicherung beschäftigt?
Ich dachte wir Deutschen können und sollen so stolz auf unser Gesundheitssystem sein...
Ich bin ja nun schon einige Zeit 30 Jahre alt, meine Versicherung sagte mir jetzt "Pech gehabt, damit hast du bei der gesetzlichen Versicherung nicht mehr den Status Student".
Hin, her, vor, zurück, auf, ab: alles ist Mist.
Von vorher 77 €uro darf ich nun mit weitaus mehr rechnen. Also deutlich mehr. Schmerzhaft mehr. Mindestens das Doppelte. Und zwar jeden Monat. Und da soll man keine grauen Haare kriegen? Gestzliche Versicherung ist ja ganz nett, aber wo soll ich denn die Asche her nehmen?
Günstigste Alternative: Privatversicherung. Das ist um etwa 100 €uro möglich.
Jetzt, in verhältnismäßig jungen Jahren, sind die Kosten da ja noch überschaubar. Aber ausgerechnet im Alter, wenn es teuer wird und man sowieso schon nichts mehr bekommt bis auf eine (ggf.) kleine Rente, kommt man nicht mehr da raus und muss sich evtl. damit abfinden, dass man zwar die Hälfte seines Lebens eine tolle Behandlung genossen hat, Kaffee in separaten Wartezimmern serviert bekam und anstatt 2 Minuten 2 Stunden beim Herrn Doktor verbringen konnte, sich dann aber mit wirklichen Gebrechen die Behandlung vielleicht gar nicht mehr leisten kann. Oder sehe ich das falsch?
Na gut, so weit ist es bei mir ja noch nicht.
Anfang des Studiums wurde uns gesagt, dass der Tarif für einen B. Eng. rund 3400 € mtl. an Verdienst vorgibt, ein M. Eng. lag bei ca. 3800 €. Klingt ja schonmal nicht so verkehrt, aber es gibt ja auch Firmen, die mehr zahlen als nur Tarif.
So, nun stünde ich also fiktiv als M. Eng. da und würde gern wieder aus der Privatversicherung raus. "Nö, is nicht. Es sei denn du bekommst maximal 4350 € mtl. (Stand 2013) und gehst einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nach. Und das mal mindestens ein Jahr."
Dann sitze ich im Vorstellungsgespräch und die Firma sagt mir "wir geben die 5000 im Monat" und ich sage "kann ich da in einem Jahr nochmal drauf zurück kommen und bis dahin bitte einen Tausender weniger bekommen?"
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Mittwoch, 16. Oktober 2013
Destruktiver Ingenieurbau
Es ist wohl ganz eindeutig, dass hier mein eigen Fleisch und Blut am Werk ist, denn seit jeher übt dieses LEGO-Haus auf den Nachwuchs eine ungemeine Anziehungskraft aus und kürzlich erweckte zuerst der zum Set gehörige Rasenmäher, dann der Basketballkorb und schließlich die gesamte Konstruktion (samt Bodenplatte) die Aufmerksamkeit, da all dies nicht ortsfest ist.
Warum sollte man auch auf ein flehend-lautes "nein" von Papa hören?
Warum sollte man auch auf ein flehend-lautes "nein" von Papa hören?
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Sonntag, 6. Oktober 2013
Illusionen
Das Semester beginnt.
Das bedeutet, dass wohl auch in naher Vergangenheit Semesterferien waren, aber so richtig "Ferien" wie zu Beginn des Studiums erwartet waren das nun auch nicht.
Kind, klar, da bleibt nicht viel Zeit für tagelanges Gammeln etc., aber auch, dass man die erste Hälfte der Ferien damit beschäftigt ist, Übungen und Abgaben nachzureichen, macht den Freizeitkonsum nicht wirklich quantitativer.
Aber ich will mich ja gar nicht beschweren, zumindest heute nicht. Ich stellte gestern nur eine Konstante zwischen mehreren Semestern fest: Anfang des Semesters ist man noch stets vollgefüllt mit Illusionen, was man alles wie auf die Reihe bekommt bzw. was man sich nebenbei so vornimmt und gern tun würde.
So hatte ich vor ca. einem Jahr gerade so richtig Erfolge bei Gran Turismo 5 zu verzeichnen (wohl eher persönliche als ernstzunehmende) und brachte den Karriere-Modus weit voran, näherte mich den letzten Stufen an Herausforderung, den Langzeitrennen.
Etwa im Oktober hatte ich Yvonnes Kommilitonen René vorgewarnt, dass es ca. Ende November soweit sein könnte, dass ich endlich bei den 24 Stunden Rennen angekommen sein werde und wir uns da gemeinsam die Tage um die Ohren hauen könnten.
Da hatte ich die Rechnung wohl ohne das Semester gemacht, denn schlagartig sauste meine Spielzeit über wenige Tage in den Keller bis nahezu auf null. Es ergab sich irgendwie nicht mehr und meine Abend- bzw. Nachtstunden, die ich dafür vorher aufgewendet hatte, verschwanden in einem Wust aus Hausübungen.
Ich glaube seither habe ich, außer auf meinem 3DS, kaum mehr etwas nennenswertes gespielt.
Armer alter Mann.
Und auch jetzt bin ich gerade voller Schaffensdrang, habe gestern nach kurzer Spielzeit überlegt, ich könne die Abendstunden anstatt zum Sterben auf dem Sofa doch wieder einmal zum Spielen benutzen und vielleicht gar irgendwann die 24 Stunden von le Mans eines Tages tatsächlich angehen.
Aber nicht bei der Leistung, die ich gestern (nach immerhin einjähriger Pause) ablieferte. Da sollte ich gleich in der Box bleiben.
Zuerst einmal steht heute Brückenbau an, morgen ein Meeting mit Johannes, Mittwoch das Holzbauprojekt und dann müsste ich auch deutlich einmal zusehen, dass die 6. Übung in Plastizität mal etwas wird. Ein lästiges Übel mittlerweile. Schade eigentlich, denn obwohl sich der Prof Mühe gibt, euphorisch für das Themengebiet ist und seine Hilfe zumindest theoretisch immer anbietet fühlt man sich mit dem ganzen Zeug doch eher nur allein gelassen und es zieht sich wie Kaugummi. Und den Arbeitsaufwand für ein Level B habe ich glaube ich schon lang überschirtten.
Das bedeutet, dass wohl auch in naher Vergangenheit Semesterferien waren, aber so richtig "Ferien" wie zu Beginn des Studiums erwartet waren das nun auch nicht.
Kind, klar, da bleibt nicht viel Zeit für tagelanges Gammeln etc., aber auch, dass man die erste Hälfte der Ferien damit beschäftigt ist, Übungen und Abgaben nachzureichen, macht den Freizeitkonsum nicht wirklich quantitativer.
Aber ich will mich ja gar nicht beschweren, zumindest heute nicht. Ich stellte gestern nur eine Konstante zwischen mehreren Semestern fest: Anfang des Semesters ist man noch stets vollgefüllt mit Illusionen, was man alles wie auf die Reihe bekommt bzw. was man sich nebenbei so vornimmt und gern tun würde.
So hatte ich vor ca. einem Jahr gerade so richtig Erfolge bei Gran Turismo 5 zu verzeichnen (wohl eher persönliche als ernstzunehmende) und brachte den Karriere-Modus weit voran, näherte mich den letzten Stufen an Herausforderung, den Langzeitrennen.
Etwa im Oktober hatte ich Yvonnes Kommilitonen René vorgewarnt, dass es ca. Ende November soweit sein könnte, dass ich endlich bei den 24 Stunden Rennen angekommen sein werde und wir uns da gemeinsam die Tage um die Ohren hauen könnten.
Da hatte ich die Rechnung wohl ohne das Semester gemacht, denn schlagartig sauste meine Spielzeit über wenige Tage in den Keller bis nahezu auf null. Es ergab sich irgendwie nicht mehr und meine Abend- bzw. Nachtstunden, die ich dafür vorher aufgewendet hatte, verschwanden in einem Wust aus Hausübungen.
Ich glaube seither habe ich, außer auf meinem 3DS, kaum mehr etwas nennenswertes gespielt.
Armer alter Mann.
Und auch jetzt bin ich gerade voller Schaffensdrang, habe gestern nach kurzer Spielzeit überlegt, ich könne die Abendstunden anstatt zum Sterben auf dem Sofa doch wieder einmal zum Spielen benutzen und vielleicht gar irgendwann die 24 Stunden von le Mans eines Tages tatsächlich angehen.
Aber nicht bei der Leistung, die ich gestern (nach immerhin einjähriger Pause) ablieferte. Da sollte ich gleich in der Box bleiben.
Zuerst einmal steht heute Brückenbau an, morgen ein Meeting mit Johannes, Mittwoch das Holzbauprojekt und dann müsste ich auch deutlich einmal zusehen, dass die 6. Übung in Plastizität mal etwas wird. Ein lästiges Übel mittlerweile. Schade eigentlich, denn obwohl sich der Prof Mühe gibt, euphorisch für das Themengebiet ist und seine Hilfe zumindest theoretisch immer anbietet fühlt man sich mit dem ganzen Zeug doch eher nur allein gelassen und es zieht sich wie Kaugummi. Und den Arbeitsaufwand für ein Level B habe ich glaube ich schon lang überschirtten.
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