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Samstag, 22. Juni 2013

Der Junge mit der Gitarre

Ich liebe mein Gibson T-Shirt. Einfach weil es ein Gibson T-Shirt ist.

Ich liebe die "les Paul".

Ich selbst habe nicht den nötigen 4-stelligen Betrag für ein Original übrig gehabt, darum fahre ich mit einer ebay-für-150-€uro-Version der Marke Career durch die Gegend. Da mein E-Bass mir immer gute Dienste geleistet hat, zuhause, im Proberaum, auf der Bühne und im Studio, und er von selbiger Marke ist (Neupreis 500,- DM, ja, so lang mache ich schon Musik...) hatte ich kein schlechtes Gewissen dabei.

Wie dem auch sei: ich liebe mein Gibson T-Shirt. Schwarz mit weißem Schriftzug, einfallslos wie die meisten T-Shirts bei EMP. Aber ich liebe mein Gibson T-Shirt. Einfach, weil es ein Gibson T-Shirt ist.

Am Mittwoch nun wackelte ich in den PC-Raum zu Verbundbau. Ich hatte eigentlich ein schlechtes Gewissen unserem Franky gegenüber, weil ich in der vergangenen Woche die Abgabe der Hausübung um eine Woche nach hinten verlegen ließ, weil ich schlichtweg nie und nimmer die Zeit gehabt hätte, bis Mittwoch in vier Tagen auch DIE noch hinzukriegen.

Als ich das sagte war Franky natürlich etwas traurig, aber er bat mich, es trotzdem zu versuchen.

Schweißperlen auf der Stirn und Tränen in den Augen bei mir.

Wie das nunmal so ist: das Gestöhne in meinen Reihen kam natürlich trotzdem auf, noch eine Hausübung, wo solle man denn die Zeit jetzt noch hernehmen, Spannbeton, SpezProbz MB, dies, das... Als die Vorlesung beendet waren hörte ich von den beiden Reihen vor mir ähnliches und ich griff das Thema nochmal auf. Ich kam mir nur echt blöd vor, weil keiner von den anderen die Zähne auseinander bekam.

Aber gut, so kennt man die Herrschaften eben.

Als ich dann also in den PC-Raum kam befürchtete ich schon irgendwie komische Stimmung, aber Franky war gut drauf und wir legten fleißig los. Ein dummer Spruch von mir (sowas wie "ich durfte in der 4. Klasse auch schon mit dem Auto zur Schule kommen"), darauf eine Erwiderung von ihm ("jetzt packen Sie aber die ganz Alten aus..."), ich musste wieder das letzte Wort haben ("wenn man sich in einem gewissen Klientel bewegt sind die ganzen alten Sprüche wieder brandneu!") und so ging es noch kurz weiter, auf mein "Sie sehen aber keinen Tag älter als 32 aus" reagierte er zwar, rückte sein Alter aber nicht heraus.

Als wir dann die Pause einlegten schlenderte er zielstrebig zu mir, drückte die Brust leicht heraus (was bei einem 1,6 m "großen" Mann schon irgendwie niedlich aussieht), fuhr mit zu einer Zange geformten Fingern von einer Seite der Brust zur anderen, deutete dabei mit einem Nicken auf meine Brust und fragte: "Spielen Sie Gitarre?"

Alle blöden Sprüche, die ich sonst so von mir gebe, fielen mir in dem Moment gar nicht ein. Sowas wie "mäßig, ich habe noch Probleme mit dem Mundstück, wenn es draußen regnet" oder "nur die letzte Geige" oder "ach DAFÜR steht das". Man muss ja schon dazu sagen, dass viele Leute heutzutage Shirts mit Kultobjekten kaufen, ohne deren wahre Bedeutung zu kennen. Ich krieg immer das Schreien bei Leuten um die 20 mit Atari-Shirts. Die Zeit hab ICH ja sogar kaum miterlebt.

Übrigens mein Favorit:


DAS hab ich nämlich noch miterlebt. Kassettenrekorder, die nicht zurückspulen konnten... Bandsalat, der aufgerollt werden musste... Und LANG LEBE MINIDISC! (Hab noch immer einen Player und diverse eingeschweißte Discs in der Schublade zu meiner linken...)

Naja, auf jeden Fall gings dann etwas hin und her. Ich fand Franky schon immer cool und vermutete ihn auf unwesentlich älter als mich.

Er habe sich im Studium selbst belohnen wollen und sich eine Gitarre gekauft. Aber es reiche gerademal für den Hausgebrauch, wie er betonte. Macht ja nix, Franky ;)

"Kennen Sie Aaron Lewis?" - Ich nicke wissend. Der habe ihn "damals" stark beeindruckt. Als er dann aber feststellte, dass die gleiche Gitarre, natürlich Gibson, unschmackhafte 4.500 €uro kosten sollte habe er sich dann für eine erheblich günstigere Chord entschieden.

Reicht auch, Franky, hauptsache der Volume-Poti geht bis 11 ;)



36 ist der gute Gnom, hört Staind und klampft gelegentlich. Nicht schlecht, das macht ihn gleich noch eine Runde sympathischer.

"Machen Sie noch was aktiv?" - Nein, leider nicht. Meine Band hat sich vor dem Studium zerschlagen und hier unten, naja... Ich war fasziniert davon, wie das Studentenleben so ist. Es ist irgendwie ganz anders als das, wovon alle reden. "Ja," meint er, "ich hab mir auch immer von nicht-Studenten erzählen lassen, wie mein Studentenleben so ist. Konnte das auch nie nachvollziehen, aber es klang (ent-)spannend."

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