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Sonntag, 10. November 2013

My office is my castle

Und ausnahmsweise rede ich nicht von Microsoft Office.

Tag 1 des Praktikums verbrachte ich am Arbeitsplatz einer Kollegin, die im Urlaub war.
Tag 2 des Praktikums verbrachte ich mit Reisen durch die Firma, bis ich gegen 10 dann doch "mein eigenes Büro" beziehen konnte. Ich berichtete über die "Abstellkammer".

Es stand schon im Raum, dass es nicht bei der Rumpelkammer bleiben sollte, sondern dass hier auch noch Strukturierung erfolgen würde. Das dauerte zwar einige Tage, aber ich hatte kein Problem damit. Ein eigenes Reich bleibt ein eigenes Reich.

Tag 5 des Praktikums verbrachte ich von 9 bis 10 damit, mit meinem Chef mal durchzugehen, was mit den vor Ort befindlichen Ordnern und sonstigem beweglichen Material geschehen sollte, außerdem schwangen wir einen Schraubendreher um 4 Schrauben in die Aussteifung eines Kellerfundes von ihm (natürlich Ikea, billigste Variante) zu investieren. Im Lauf des Vormittags sagte er dann, er würde später noch einmal kommen um Ordnung zu schaffen bzgl. der Möbel.

Er kam nicht, war mir insofern auch ganz recht, weil er mir die Anordnung der Tische etc. mitgeteilt hatte und ich dazu erst wieder den PC hätte herunter, danach wieder hätte hochfahren müssen.

Tag 6 des Praktikums verbrachte ich also von 7:45 Uhr bis 9:00 Uhr damit, die PCs und Monitore abzubauen, Tische zu verrücken, Gerümpel zu entsorgen und dann die beiden Arbeitsplätze wieder einzurichten.


Dem regelmäßigen Leser dürfte aufgefallen sein: ich habe die Fenster versetzt und eine Tür eingebaut.

Oder aber: ich habe mir lediglich den anderen Schreibtisch des 2-Mann-Büros, welches derzeit nur mit mir besetzt ist, gegriffen, sitze also nicht mehr mit dem Rücken zur Tür und fühle mich wohler bei meinen Arbeiten. Ich arbeite zwar ununterbrochen sehr Gewissenhaft und surfte nur vergangenen Freitag mal kurz, um eine Bestellung bei otto.de zu tätigen, aber trotzdem fühle ich mich wohler, wenn nicht jeder vorbeigehende gleich auf meinen Rechner gucken kann, ohne, dass ich es vielleicht mitbekomme.

Und bei der ganzen Aktion fand ich noch etwas gaaanz tolles: den Heizungsregler! Der war verschollen hinter einem Rolli, beladen mit zwei Umzugskisten, gefüllt bis zum Rand mit Ordnern einer (man bemerke: einer, also Anzahl = 1) Brückenstatik, welcher wiederum verkeilt war zwischen alten Monitoren, Druckern und viel zu nah aneinander gestellten Tischen. Ich komme jetzt also nicht mehr bis auf die Knochen durchgefroren nach hause!

Dafür aber hundemüde. Ich halte mich zwar zwanghaft doch noch immer bis mindestens um 23.00 Uhr (wenn ich am nächsten Tag arbeiten muss, sonst bis ca. 0:30 Uhr) wach, weil ich sonst das Gefühl habe nichts vom Tag gehabt zu haben, aber es ist doch wirklich erstaunlich, wie unfassbar tot man sein kann, obwohl man nur 8,5 Stunden im Büro gesessen hat. Zzgl- natürlich morgens 2 Stunden Anfahrt und nachmittags noch einmal 2 Stunden nach hause. Plus 1,5 Stunden eher aufstehen, okay, aber trotzdem schlaucht es ganz anders als sonst.

Meine bisherigen Aufgaben:
- Massenermittlung (wieviel Stahl und wieviel Beton liegt in den Pfahlgründungen, Pfahlkopfplatten, Pfeilern und Widerlagern der Brücke x?)
- Erläuterungsbericht (zusammenfassendes Schriftstück, welches auf ca. 60 Seiten erklärt, was, warum, womit, wann, wer und alles weitere, was mit einer Brücke zu tun hat)
- Kurzerläuterungsbericht (wie der Erläuterungsbericht, nur auf ca. 10 Seiten und dementsprechend nicht so ausführlich)
- Lagesicherheitsnachweis eines Bauteils

Die Lagesicherheit des Bauteils war... spannend.

Folgendes Szenario: Für die DB wurde 2006 eine Bahnbrücke erstellt. Zwischen Achse 73 und 74 (kurz vor dem Scheitelpunkt des Tragbogens) gib es eine Wartungsöffnung im Hohlkastenprofil des Bogens, da hin führt ein Weg über den Bogen mit einem Geländer, damit die Techniker nicht Gefahr laufen 50 Meter tief abzustürzen.

Im Plan steht "Geländer nach RiZ-ING Gel 3, Gel 4 mit zus. Fußleiste" oder so ähnlich. Diese zusätzliche Fußleiste hätte der Metallbauer planen müssen, hat er aber nicht sondern einfach auf die Schnelle gesagt "machen'mer Laschen ran, da liegen die dann drinne".

Die Laschen sind an den Geländerholmen und haben Löcher für Verschraubungen, die Fußleisten liegen drin, haben aber keine Löcher für Verschraubungen. Und wegen dem erforderlichen Randabstand von Löchern zum Rand des Bauteils können auch keine Löcher für Verschraubungen mehr angebracht werden.

Nun fürchtete man bei der Bahn, das würde vom Wind rausgeweht werden... ja, klar :D

Und weil das eine blöde Arbeit ist, bei der man aber viel lernen kann, landete das ganze auf meinem Schreibtisch. Ich kriege immerhin nur 5 Euro die Stunde, nicht 70 wie ein richtiger Ingenieur, da darf es auch mal eine Minute länger dauern...

Aus der "minute länger" wurden Tage. Ich hab mich heroisch durch die DIN EN 1991-1-4 geboxt, ihres Zeichens die Vorschrift für die Windbelastung, und zwei Bemessungsvarianten durchgeführt, verknüpft damit, dass ich wieder einen Mordsaufwand in eine Exceltabelle gestopft habe. Dem Laien wird nun alles weitere nicht viel sagen, darum spare ich das hier mal aus, aber es sei gesagt, dass ich nach gut 16 bis 20 Stunden mit allem fertig war und mich dann endlich auf den Weg ins Wochenende begeben konnte.

Warum mich das so stolz macht? Keine Ahnung, um genau zu sein ist das ja Grundhandwerkszeug. Aber ich habs eben mal gemacht und es steckt ein größerer Sinn dahinter als nur den Lerneffekt in Übungsaufgaben zur Vorlesung dahinter zu haben.

Das find ich gut.

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